Geschichte  |  Geographie  |  Wirtschaft  |  Gesellschaft

 

Alina Eichenberger, 2005 | Birr, AG
Lisa Lena Sena Zimmermann, 2004 | Gebenstorf, AG

 

Unsere Arbeit untersucht die Kontinuitäten, Vorfälle und Herausforderungen in der Arbeitskolonie Murimoos während der 1930er und 40er Jahre sowie deren Auswirkungen. Basierend auf umfangreichen Recherchen in verschiedenen Archiven und Literaturquellen, darunter das Bundesarchiv und das Staatsarchiv Aargau, werden die Transformationen des Murimoos von einer Arbeitskolonie zu einem Emigranten- und später Internierungslager während des Zweiten Weltkriegs beleuchtet. Konflikte, Arbeitsbedingungen und die Unterbringung verschiedener Nationalitäten prägten den Alltag und führten zu Auseinandersetzungen und Fluchtversuchen. Trotz dunkler Episoden bleibt festzuhalten, dass die Gründung der Arbeitskolonie durch Pfarrer Holliger zum Ziel legte, Hilfsbedürftigen zu helfen und ihnen eine Unterkunft und Arbeit anzubieten. Unsere Arbeit bietet einen Einblick in die Geschichte des Murimoos und zeigt, wie mit den Herausforderungen umgegangen wurde.

Fragestellung

Welche Kontinuitäten beziehungsweise Vorfälle und Schwierigkeiten traten in der Arbeitskolonie Murimoos in den 1930er und 40ern Jahre auf und welche Auswirkungen hatten sie auf das Lager?

Methodik

Die Methodik umfasste umfangreiche Archivrecherchen im Bundesarchiv, im Staats-archiv Aargau und im Archiv des Freiämters in Wohlen. Zusätzlich wurden relevante Literaturquellen wie «Die Geschichte des Kantons Aargau, Band 3» von Willi Gautschi herangezogen, um ein tieferes Verständnis für den historischen Kontext zu erlangen.

Ergebnisse

Es ist uns gelungen einiges über das Murimoos im Zeitraum von 1930 bis 1946 herauszufinden. Alles begann auf der Grundidee Samuel Holligers mit der Gründung der Arbeitskolonie Murimoos für Obdachlose und Vagabunden, die aufgrund der Folgen des Ersten Weltkriegs und der Weltwirtschaftskrise sehr zu kämpfen hatten. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs und der grossen Flüchtlingswelle wurde die Arbeitskolonie zu einem Emigrantenlager erweitert und schliesslich mit italienischen Männern aufgefüllt. Die ausländischen Arbeiter und die Schweizer Dorfarbeiter bzw. Bevölkerung hatten jedoch einige Differenzen und es kam schliesslich zu einer grossen Schlägerei zwischen den eben genannten Parteien, weswegen die gesamte Belegschaft des Murimoos ausgetauscht werden musste. Das inzwischen Militär-Internierungslager fasste nun deutsche Deserteure, die unter dem Kommando des neuen Lagerleiters Madörin standen. Jedoch hat auch diese Zusammensetzung kein gutes Ende gefunden, da der neue Lagerkommandant und die weiteren Schweizer Offiziere sich gewalttätig gegenüber diesen deutschen Soldaten verhielten. Schliesslich kam es 1946 zur Auflösung des Lagers und wurde zu einer Anstalt für betreutes Wohnen umfunktioniert, die es bis heute noch gibt.

Diskussion

Unsere vier gestellten Thesen haben sich zum Teil als richtig erwiesen. So spiegelt das Murimoos nicht nur eine lokale, sondern auch eine globale Geschichte wider. Des Weiteren hatte nicht nur die Vielfältigkeit und Diversität unter den Kolonisten, sondern auch die Interaktionen mit der Schweizer Bevölkerung bzw. den Schweizer Offizieren wiederholt zu Konflikten unterschiedlicher Intensität geführt. Die Bezeichnung Interniertenstraflager erscheint passender für den Zeitraum von 1942-1946 als die herkömmlich gebrauchte Bezeichnung des Internierungslagers. Denn der Umgang mit den Internierten, aber auch der Alltag der Internierten entsprechen eher einem Straflagersystem als einem Internierungslager.

Schlussfolgerungen

Die vorliegende Arbeit trägt dazu bei, das bisher unerforschte Murimoos in den historischen Kontext einzubetten und einige seiner Geheimnisse zu enthüllen. Trotz der vielfältigen und teils erschütternden Geschehnisse im Murimoos sollten die positiven Intentionen von Pfarrer Holliger bei der Gründung der Arbeitskolonie nicht ausser Acht gelassen werden. Dennoch, Fluchtversuche, aber auch Schlägereien und Gewaltakte prägten den Lageralltag gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie sind aber in ihrer Zahl so gross, dass man sie nicht übersehen und ignorieren darf. Jedoch müssen wir eingestehen, dass es noch viele Lücken in der Zeit von 1930 bis 1946 gibt, die wir bisher lei-der nicht in Erfahrung bringen konnten. Mit der Verweigerung des Zutritts in das Archiv im Murimoos selbst ist uns eine sehr grosse Informationsquelle verloren gegangen und wir hoffen sehr, dass das Archiv in zukünftigen Forschungen besucht werden kann und unsere Lücken sich somit schliessen.

 

 

Würdigung durch den Experten

Dr. Jürg Stadelmann

Die fundierte Studie beeindruckt, wie mit vielen primären Quellen der Betrieb im Murimoos, im aargauischen Freiamt, vor und während des 2. Weltkrieges gezeigt wird. Obwohl die heutige Institution den Archivzugang verweigerte, ermöglicht der vorliegende Text einen breit abgestützten und geordneten Einblick in die zeitgenössischen Ereignisetappen. Er legt dar, weshalb dort in der 1930ern eine Arbeitskolonie für Schweizer errichtet wurde, und sie zeigt auch klar an, wie da seit den 1940ern auch ins Land geflüchtete fremde Militär- und Zivilpersonen interniert und wiederholt schlecht behandelt wurden.

Prädikat:

sehr gut

 

 

 

Kantonsschule Baden
Lehrerin: Verena Berthold-Riede