Gestaltung | Architektur | Künste
Niccolo Stibal, 2003 | Bänk (Dägerlen), ZH
Diese Arbeit stellt die Frage: Ist das Thema Sinnverlust und Zukunftsängste der heutigen Jugend in einem Kurzfilm emotional nachzuvollziehen? Die Antwort darauf ist ein 17-minütiger Kurzfilm mit dem Titel „…und was jetzt?“. Der Film nutzt das Subgenre der Zeitschleifenfilme, welches, in seiner klassischen Erzählform, Kritik am eintönigen Alltagsleben der Gesellschaft übt. Jedoch weicht die Handlung von dieser klassischen Erzählform ab. Durch das Brechen der gewohnten Erzählstruktur des Zeitschleifenfilms, wird die Alltagskritik in eine neue Richtung gelenkt. Der schriftliche Teil der Arbeit definiert zuerst einige theoretische Grundlagen des Geschichtenerzählens und vergleicht dann Drehbuch und den Kurzfilm. Die Gegenüberstellung zeigt die inhaltlichen und ästhetischen Änderungen, welche gemacht werden mussten, um ein emotional berührendes Endprodukt zu bekommen.
Die Geschichte dreht sich um eine verzweifelte Jugendliche, welche immer wieder den gleichen Morgen erlebt. Sie ist überzeugt davon, dass sie in einem Film feststeckt und hat schon alles versucht, um aus diesem auszubrechen. Aber nichts hilft, bis sie plötzlich doch an einem neuen Tag aufwacht. Noch während sie ihre Freiheit geniesst, wird ihr bewusst, dass die Zeitschleife zwar beendet ist, doch aus welchem Grund? Realität und Gefühlswelt der Jugendlichen verschwimmen.
Fragestellung
Der schriftliche Teil behandelt folgende zwei Fragen: 1. Ist das Thema Sinnverlust und Zukunftsängste der heutigen Jugend in einem Kurzfilm emotional nachzuvollziehen? 2. Wie unterscheidet sich das Drehbuch in Ästhetik und Inhalt vom fertigen Kurzfilm?
Methodik
Nachdem theoretische Grundlagen der Erzählstruktur in Geschichten generell und im Subgenre der Zeitschleifenfilme dargelegt werden, geht der schriftliche Teil auf den Verlauf der Stoffentwicklung ein. Durch den Prozess wird verständlich, wie Drehbuch und Kurzfilm zu ihrer finalen Form gekommen sind und was die Überlegungen dahinter waren.
Ergebnisse
Ein 14-seitiges Drehbuch und ein 17-minütiger Kurzfilm mit dem Titel «…und was jetzt?» sind die Ergebnisse.
Diskussion
In der Diskussion wird das Drehbuch dem Kurzfilm gegenübergestellt. Insbesondere anhand einer Szene wird aufgezeigt, wie sich der Fokus des Kurzfilms verschiebt, weil eine Drehbuchszene mit einer Sequenz, welche im Schnitt neu entstand, ersetzt wurde.
Schlussfolgerungen
Im Drehbuch lag der Fokus sehr stark auf dem Konzept und der Metapher der Zeitschleife, wodurch eine langsame Dialogszene entstand, welche ein Expositionsloch in die Mitte der Geschichte riss. Diese Szene wurde durch eine schnell geschnittene Sequenz mit dynamischer, dröhnender Musik ersetzt, die den Zuschauer*innen audiovisuell die Gefühlswelt der Hauptperson vermittelt und so im Zusammenspiel mit dem Rest des Films einen stärkeren, emotionalen Eindruck hinterlässt. Dies wäre mit dem Originaldrehbuch, vor allem mit der jetzt gestrichenen Dialogszene, nicht möglich gewesen.
Würdigung durch die Expertin
Jasmine Hoch
Der Kurzfilm «…und was jetzt?» von Niccolo Stibal überzeugt durch die emotionale Kraft der Bilder, die eindrücklich den Zustand einer jungen verzweifelten Frau wiedergeben, die darum kämpft, aus «ihrem Film» auszubrechen, um in der Realität wieder Fuss fassen zu können. In seiner schriftlichen Arbeit stellt Niccolo das Drehbuch dem Kurzfilm gegenüber und zeigt auf, wie sich Inhalt und emotionaler Fokus im Kurzfilm über die Montage – weg vom gesprochenen Wort, hin zum Bild – verschoben haben, und so Ängste und Sinnverlust seiner Protagonistin für die Zuschauenden hautnah erfahrbar werden.
Prädikat:
gut
Kantonsschule Im Lee, Winterthur
Lehrerin: Teresa Amendola