Gestaltung | Architektur | Künste

 

Livia Niederer, 2002 | Rebstein, SG
Melanie Stüdli, 2001 | Altstätten, SG

 

Der Trend, minimalistischer zu leben, kommt auch in der Schweiz langsam an. Durch das aufkommende Umweltbewusstsein der Gesellschaft wird das Wohnen in einem Tiny House noch begünstigt. Der Grundgedanke dabei ist, seinen Ballast loszuwerden und nur noch das Nötigste zu besitzen. Minimalismus kann der Schlüssel zu einem klaren Geist und der persönlichen inneren Ruhe sein. Um unser eigenes Projekt planen zu können, wohnten wir während drei Tagen in einem Tiny House. Durch die Inspirationen, aus dem sogenannten Fiechtehüsli, gelang es uns, ein Tiny House zu entwerfen, das dem hohen Standard der Moderne und Ökologie entspricht. Dazu haben wir uns nicht nur mit erneuerbaren Energien, sondern auch mit der Wiederverwendung von Bauteilen und Materialien auseinandergesetzt. In der Schweiz gibt es bis heute keine gesetzlichen Grundlagen für Kleinsthäuser. Aus diesem Grund verfolgen wir das Ziel, Tiny Houses in unserer Heimat, Altstätten SG, im Baureglement zu verankern.

Fragestellung

Wir stellten uns am Anfang unserer Arbeit folgende Frage: Können wir unser eigenes Tiny House planen, nachdem wir uns mit dieser Wohnform auseinandergesetzt und einen Selbstversuch durgeführt haben? Weniger ist mehr. Ziel war es, ein Tiny House zu planen, in dem man langfristig und glücklich leben kann. Mit der Fortschreitung der Dokumentation stiessen wir auf eine weitere wichtige Frage, nämlich: Wie viel Platz braucht ein Mensch wirklich zum Leben? Die Ansprüche der Menschen auf das Wohnen sind sehr individuell. Es hängt vom Charakter und der persönlichen Einstellung ab, ob man in einem Mikrohaus zufrieden ist. Durch den minimalistischen Lebensstil lernt man, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen und zu geniessen.

Methodik

Unterschiedliche Informationsquellen wie Internet, Bücher, Zeitschriften und Gespräche mit Fachpersonen halfen uns, das nötige Wissen zusammen zu tragen. Unser Selbstversuch kann als praktischer Teil der Arbeit gewertet werden. Mittels eines Tagebuchs notierten wir unsere Erkenntnisse, damit wir diese später in unsere Arbeit übertragen konnten. Für die Erstellung der Pläne nutzten wir die Grafikprogramme «ArchiCAD», «Allplan» und «Lumion».

Ergebnisse

Je nach Kultur, Land und Bevölkerung werden aus verschiedenen Gründen Mikrohäuser gebaut. Jay Shafer gilt als amerikanischer Ursprung und Erfinder. In Japan werden Mikrohäuser vor allem aus Platzmangel realisiert und in der Schweiz entstand die erste Wohnmaschine vom berühmten Architekten, Le Corbusier, als er jedem Wohnelement eine bestimmte Fläche zuordnete. Durch das kleinere Volumen der Kleinsthäuser sind die Gesamtkosten um einiges geringer. Für den Bau eines durchschnittlichen Tiny Houses kann mit etwa 100’000 Fr. gerechnet werden. Mit Eigenleistungen kann dieser Betrag noch massiv verringert werden. Bei der Planung unseres Projekts bestand die grösste Schwierigkeit darin, alle gewünschten Kriterien zu erfüllen. Nach etlichen Entwürfen gelang es uns, den vorhandenen Platz maximal auszunutzen und ein Grundriss mit sehenswertem Ergebnis entstand.

Diskussion

Durch unsere Vorgehensweise konnten wir das Ziel, ein eigenes Tiny House zu planen, erfolgreich umsetzen. Zur Realisierung des Projekts wären aber noch einige Punkte offen, nämlich die Planung der Technik, das Suchen von wiederverwendbaren Bauteilen, die Kostenberechnung und die Baubewilligung. Momentan sind wir dabei, in unserer Gemeinde eine gesetzliche Grundlage für Tiny Houses zu schaffen, diese im Baureglement zu verankern und so das Bewilligungsverfahren zu vereinfachen.

Schlussfolgerungen

Mit unserer Arbeit haben wir genau den Nerv der Zeit getroffen. Unsere Arbeit soll Menschen dazu inspirieren, bewusster leben zu lernen. Dabei geht es nicht nur um das ökologische Wohnen, sondern auch um den ressourcenschonenden Konsum und den ökologischen Fussabdruck. Die Teilnahme bei SJF ermöglicht es uns, weiter Bekanntheit zu erlangen und neue Kontakte zu knüpfen und dadurch vielleicht die Chance, das Projekt verwirklichen zu können.

 

 

Würdigung durch den Experten

Elias Rüedi

Die Arbeit «Tiny House – modernes Wohnen auf kleinstem Raum» spricht neben technischen Themen auch gesellschaftsrelevante Bezüge an. Im Prozess des Projektes wurde der Inhalt geschärft und das Resultat geht das Thema in ganzheitlicher Form an: Architektur hat immer Einfluss auf unser Zusammenleben und ist heute stark gesetzlichen, aber auch ökologischen Vorgaben untergeordnet. Die Verfasserinnen Melanie Stüdli und Livia Niederer konnten ihr Bewusstsein zu den Fragen «Tiny House, Wiederverwendung von Bauteilen und Gesetzgebung» erweitern und haben somit die Möglichkeit eine Vorreiterrolle einzunehmen und ein eigenes Mikrohaus umzusetzen.

Prädikat:

sehr gut

 

 

 

Berufs- und Weiterbildungszentrum Buchs (bzb)
Lehrer: Matthias Kunz