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Mauro Ott, 2003 | Wolfhausen, ZH

 

Das Ziel der Arbeit ist es, die Frage zu beantworten, ob es möglich ist, ein voll funktionsfähiges Wohnhaus in dem, durch das Gymnasium Liceo Artistico Gebäude, limitierten Raum mithilfe eines 3D-Grafikprogramms zu entwerfen und zu visualisieren. Um das Projekt zu realisieren, musste zuerst mit 3D-Scans eine Möglichkeit gefunden werden, die Fassade des Gebäudes auszumessen. Dadurch wurde das zur Verfügung stehende Volumen als Negativ für die Wohnung ermittelt, um diese dann im Detail auszuarbeiten und einzurichten. Während des Prozesses und in der Endphase wurden mithilfe verschiedenster Programme viele Visualisierungsmöglichkeiten erfolgreich getestet und angewendet.

Fragestellung

(I) Wie kann ich etwas so derart Komplexes und Unzugängliches wie die Aussenwände des Gymnasiums Liceo Artistico genau genug ausmessen? (II) Ist es möglich, in einem, spezifisch durch das Liceo-Gebäude limitierten Volumen alles unterzubringen, was es für ein voll funktionsfähiges Wohnhaus braucht? (III) Wie kann ich mein Gebäude für praktisch jeden möglichst anschaulich, verständlich und vielfältig visualisieren?

Methodik

Zur Ausmessung der Aussenwand erstellte ich LiDAR- und Fotogrammetrie-Scans mit meinem iPhone. Die beiden Scanmethoden haben jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile, welche sich so komplementierten, dass sich daraus die Aussenwand des Liceo Artistico massstabsgetreu nachbauen liess. Diese konnte ich dann als Negativ verwenden, um das mir zur Verfügung stehende Volumen zu ermitteln. Für den Nachbau sowie die Aufteilung und Einrichtung des Einbaus verwendete ich das open source 3D-Grafikprogramm Blender. Die Grafiken des Gebäudes wurden mit der Blender-internen Renderengine durch Raytracing berechnet. Ich achtete darauf, dass alle verwendeten Programme, 3D-Modelle und Texturen entweder kostenlos waren oder ich verwendete nur die kostenfreien Optionen, einzig Adobe Creative Cloud wurde mir von der Schule zur Verfügung gestellt. Die ersten 3D-Drucke erstellte ein Kollege für mich, doch im Verlauf der Arbeit habe ich mir einen eigenen SLA-Drucker zugelegt und mir dessen Bedienung autodidaktisch angeeignet.

Ergebnisse

Das Ergebnis ist neben einer massstabsgetreuen Ausmessung eines Teils der Liceo-Aussenwand ein Konzept für einen bewohnbaren Anbau, bestehend aus sechs Stockwerken mit insgesamt 22.3 Quadratmetern Wohnfläche. Ausserdem wurden viele Visualisierungen von normalen Bildern und Videos, über 360 Grad- und 3D-Grafiken sowie Baupläne bis hin zu 3D-Drucken und Schnittmustern erstellt. Dies habe ich zusammen mit dem Prozess und einem theoretischen Teil zu parasitärer Architektur und Tiny Houses in einer schriftlichen Arbeit mit einem ausgefallenen Design festgehalten.

Diskussion

3D-Scans zur Ausmessung zu nutzen, war das mir einzig mögliche Vorgehen. Der Zeitaufwand des darauffolgenden Nachbaus der Aussenwand war aber unverhältnismässig hoch. Daher müssten professionelle Scanner verwendet werden. Ein 3D-Grafikprogramm für diese unorthodoxe architektonische Arbeit zu verwenden, hat gut funktioniert. Zur Ausarbeitung des Konzeptes wäre aber eine Translation in ein Architekturprogramm vonnöten. Die Einrichtung des Anbaus ist in Relation zur extrem minimalen Wohnfläche sehr gut ausgestattet. Es zeigen sich aber Tiny House spezifische Probleme in dem Gebäude, zudem gibt es ein paar Kompromisse, welche das Liceo-Gebäude behindern und auch die Stockwerkverbindungen sind wegen Platzmangel nicht optimal. Das Haus bietet insgesamt eine komfortable Wohnmöglichkeit für ein junges Pärchen und aufgrund der Rückmeldungen wäre das Interesse für ein solches Projekt gross. Mit der Visualisierungsvielfalt und Qualität, die ich erreicht habe, bin ich sehr zufrieden. Gerade für potenzielle Kunden stellt dies eine sehr hilfreiche Option dar.

Schlussfolgerungen

Aus einer ausgefallenen Idee entstand ein Konzept für eine unkonventionelle, aber funktionierende Paarwohnung. Tiny Houses interessieren mich und ich wollte untersuchen, wie sich ein solches Objekt als Erweiterung meines Gymnasiums entwickeln liesse, was gerade in einer immer beliebteren und teureren Stadt mit beschränkten Platzressourcen wie Zürich besonders relevant ist. Die Arbeit soll mit ihren Visualisierungen einerseits begeistern und zum Träumen anregen und andererseits auf eine künstlerische Art dazu anregen, ausserhalb der üblichen Denkmuster zu denken.

 

 

Würdigung durch den Experten

Nader A. Taghavi

Mauro Ott widmet sich der Untersuchung der relevanten Fragestellung bezüglich einer optimierten Nutzung und Gestaltung städtischer Restflächen sowie der Herausforderungen bei der Beschaffung dreidimensionaler Planungsgrundlagen. Dabei erforscht er mit großer Neugierde, Experimentierfreude und Einsatz die technischen Möglichkeiten zur Erfassung und Dokumentation der komplexen Form und Fassadentektonik eines historischen Gebäudes. Die wertvollen Ergebnisse seiner Forschungsarbeit fließen anschließend in den Entwurf eines spannenden Konzepts für ein realisierbares, mehrstöckiges Gästehaus ein.

Prädikat:

gut

 

 

 

Liceo Artistico, Zürich
Lehrerin: Raffaella Troiero