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Anna-Maria Richard, 2004 | Beromünster, LU

 

Mit dem Kinderbuch «Zusammen» möchte ich auf das Thema Integration und Inklusion von Kindern mit kogntiven und körperlichen Beeinträchtigungen aufmerksam machen. Dies mit dem Ziel, vor allem Kinder anzusprechen, zu sensibilisieren und zum Nachdenken anzuregen. Das Buch soll nicht nur aufklären, dass es Personen mit Beeinträchtigung gibt, sondern auch Möglichkeiten aufzeigen, wie ein gemeinsames Miteinander von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung für beide Seiten erfüllend sein kann. Auf der Grundlage meines Buches konzipierte ich eine Veranstaltung für Schulklassen, die auf spielerische Weise auf mögliche Schwierigkeiten des Themas eingeht, sowie kurze Spiele und kleine Aufgaben zur Förderung der Integration einbezieht.

Fragestellung

Wie kann ich ausgehend von Brigitte Weningers Bilderbuch «Einer für Alle – Alle für Einen!» ein eigenes Kinderbuch entwicklen, welches auf die «Integration» und «Inklusion» von Kindern mit kognitiver und körperlicher Beeinträchtigung sensibilisiert?

Methodik

Die Theorierecherche (Klärung der Begriffe «Integration», «Inklusion», gesetzliche Grundlagen, aktuelle Umsetzung) mit meinem persönlichen Fazit bildet die Basis für die gestalterische Arbeit. Die Werkanalyse des Kinderbuches «Einer für Alle – Alle für Einen» und die vorgängige Literaturarbeit ermöglichen mir schliesslich die Festlegung von Kriterien des eigenen Kinderbuches. Es folgt die visuelle Recherche, der Entwurf der Geschichte und das Entwerfen der Bilder im Skizzenbuch.
Die Vorstellungsveranstaltung gestalte ich mithilfe einer Bildschirmpräsentation, Spielen und Aufgaben. Ein Flyer verhilft zu Aufmerksamkeit und Werbung.

Ergebnisse

Die theoretischen Voraussetzungen und die Werkanalyse von «Einer für Alle – Alle für Einen!» diente mir für die Aufstellung folgender Kriterien für mein Kinderbuch: (1) Rollen mit und ohne Beeinträchtigungen sollen gemeinsam Tätigkeiten erleben. (2) Die Rollen mit Beeinträchtigungen sollen keine geschlossene Gruppe bilden. (3) Keine Rolle soll die Gruppe anführen. (4) Beeinträchtigungen sollen weder als etwas «besonderes» noch als Hindernis beschrieben werden. Nach der Theorierecherche, der Betrachtung verschiedener Umsetzungsstile aus unterschiedlichen Kinderbüchern und dem Brainstorming mithilfe mehrerer Konzepte, begann ich mir konkrete Gedanken für mein Kinderbuch zu machen. Nach der Phase des Erprobens unterschiedlicher Techniken entschied ich mich für das Arbeiten mit ProCreate. Alles mit dieser Visualisierungstechnik darzustellen, hätte für mich aber zu realistisch gewirkt. Mir gefielen schon immer einfache Formen und Farben. Schliesslich kam ich darauf, etwas Modernes und Aktuelles (ProCreate), mit etwas Einfachem, Analogem (Stempeltechnik) zu kombinieren. Da ich eine solche Gestaltungsart noch nie gesehen habe und es mir wichtig war, keinen Stil zu kopieren, entschied ich mich für diesen. Ausserdem erinnert der kombinierte Stil auch an Diversität, was das Ziel meiner Arbeit unterstützt.

Diskussion

Das Thema der Integration und Inklusion ist sehr breit und komplex. Das «Hineintauchen» in diese Thematik war notwendig, damit ich erkennen konnte, welche Informationen ich für das Erreichen meines Zieles benötige. In das Thema kam ich nicht erst mit dieser Maturaarbeit in Berührung, sondern durch meinen älteren Bruder schon viel früher. Gerade diese persönliche Erfahrung erschwerte mir häufig einen objektiven Blickwinkel beizubehalten. Für das Buch mussten nicht nur die Figuren mit ProCreate entworfen werden, sondern gleichzeitig auch der Hindergrund mit der Stempeltechnik. Wenn ich jetzt mein Kinderbuch öffen, sehe ich nicht nur die monatelange Arbeit, sondern vor allem ein Medium, welches aufzeigt, dass ein Miteinander von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung möglich sein kann!

Schlussfolgerungen

Die Maturaarbeit gab mir die Chance, das wichtige Thema der Integration und Inklusion aufzugreifen und mit meiner Gestaltungsfreude zu kombinieren. Sie ermöglichte mir, meine Interessen frei auszuleben. Meine Motivation, für Möglichkeiten der Integration und Inklusion von Kindern mit Beeinträchtigungen zu sensibiliseren, gab mir immer wieder den nötigen Antrieb und notwendige Freude für diese Arbeit. So hatte ich beim Gestalten nicht die restlichen Arbeitswochen im Kopf, sondern die Kinder, welche dieses Buch zum Nachdenken anregen soll. Beim nächsten Projekt würde ich mehr Pausen einplanen, um einen klaren Blick beizubehalten, Details hinzuzufügen und Fehler zu korrigieren. Diese Arbeit gab mir nicht nur sehr viel Freude, sondern auch die Motivation und Inspiration, mich in Zukunft weiterhin mit dem Miteinander von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zu engagieren.

 

 

Würdigung durch die Expertin

Susanne Käser

Mit einem sensibel gestalteten Kinderbuch greift Anna-Maria Richard ein höchst aktuelles Thema auf. Die Darstellung von Menschen mit kognitiven und körperlichen Einschränkungen wurde bisher in der Visuellen Kommunikation noch wenig erforscht. Die Arbeit überzeugt mit einem Lösungsansatz, der auf systematischen visuellen Experimenten basiert, und der das Thema auf vielschichtige Weise mit Bild und Text zugänglich macht.

Prädikat:

hervorragend

Sonderpreis «Arts and Science Experience» gestiftet von Swissnex

 

 

 

Kantonsschule Beromünster
Lehrerin: Flavia Steiger