Geschichte | Geographie | Wirtschaft | Gesellschaft
Felix Rittig, 2005 | Arlesheim, BL
Der Klimawandel und das steigende Bewusstsein für nachhaltige Ernährung führen dazu, dass pflanzliche Alternativen zu tierischen Produkten immer gefragter sind. Quinoa, eine aus den Anden stammende Pflanze, wird mittlerweile auch in der Schweiz angebaut. Diese Arbeit untersucht die aktuellen und zukünftigen Potenziale des Quinoa Anbaus in der Schweiz unter Berücksichtigung klimatischer und bodenkundlicher Faktoren. Es wurden verschiedene Methoden entwickelt, die Temperatur, Niederschlag und die Bodenbeschaffenheit bewerten. Die Analyse zeigt, dass besonders das westliche Mittelland, das Rhonetal sowie Teile des Tessins und Graubündens geeignete Anbaugebiete darstellen.
Ein weiterer Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Herstellung einer Quinoa Milch. Durch enzymatische Behandlung wurde eine Quinoa Milch entwickelt, deren Proteingehalt signifikant höher ist als der eines Produktes im Detailhandel. In einer Umfrage gaben 40% an, dass sie sich vorstellen könnten, Quinoa Milch zu konsumieren.
Fragestellung
(I) Welche geografischen Regionen in der Schweiz sind aktuell und zukünftig für den Quinoa Anbau besonders geeignet? (II) Wie lässt sich eine Quinoa-basierte Milchalternative herstellen? (III) Wie stehen Konsumenten allgemein zu pflanzlichen Milchalternativen und speziell zu der eigens hergestellten Quinoa Milch?
Methodik
Für die geografische Analyse wurden Klimadaten zu Temperatur und Niederschlag von MeteoSchweiz sowie Bodeneignungskarten des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) genutzt für alle Gemeinden in der Schweiz. Die Daten wurden mithilfe der GIS-Software QGIS ausgewertet, um geeignete Anbaugebiete zu identifizieren und visualisieren. Dabei wurden aktuelle Klimadaten als auch zukünftige Klimaszenarien aus dem Klimareport Schweiz (RCP 2.6 und RCP 8.5) berücksichtigt. Die Bewertung der Gemeinden erfolgte anhand eines Punktesystems, das als Faktoren die Maximaltemperaturen im August, Minimaltemperaturen im April, jährlichen Niederschlag und die Bodenbeschaffenheit einbezog.
Die Herstellung der Quinoa Milch erfolgt mit einem Thermomix, einer Tischzentrifuge und Enzymen. Diese wurden eingesetzt zur Reduzierung der Viskosität, der Erzeugung von Süsse und dem Herauslösen des Proteins. Eine Umfrage mithilfe Microsoft Forms soll die Einstellung zur Nachhaltigkeit, die Akzeptanz von pflanzlichen Milchalternativen und im speziellen Quinoa Milch untersuchen.
Ergebnisse
Die Untersuchung zeigt, dass Quinoa in der Schweiz bereits heute in mehreren Regionen erfolgreich angebaut werden kann. Besonders geeignete Anbaugebiete liegen nördlich der Alpen im westlichen Mittelland sowie in Teilen des Rhonetals, des Tessins und Graubündens. Die Klimaszenarien deuten jedoch darauf hin, dass bei stärkerem Temperaturanstieg (RCP 8.5) der Hitzestress den Anbau erschweren könnte.
Die entwickelte Quinoa Milch wurde enzymatisch optimiert. Der Proteingehalt stieg durch den Einsatz von Enzymen von 0.7 g auf 1.7 g pro 100 g.
Eine Umfrage mit über 150 Teilnehmern ergab, dass 40% sich vorstellen können, Quinoa Milch zu konsumieren und zu kaufen. Besonders geschätzt wird die regionale Herkunft.
Diskussion
Optimale Anbaugebiete wurden in der Schweiz sowohl heute wie auch in der Zukunft gefunden. Die Ergebnisse decken sich auch mit einer aktuellen Studie zum Potenzial von alternativen Pflanzen in der Schweiz.
Die Methode der GIS basierten Klimaanalyse war sinnvoll, um geeignete Anbauflächen zu identifizieren. Allerdings könnten zusätzliche Faktoren wie monatliche Niederschläge die Aussagen verbessern. Zudem basieren Klimadaten auf Mittelwerten, sodass extreme Wetterereignisse wie Starkregen oder Hagel nicht umfänglich berücksichtigt werden können.
Die Herstellung der Quinoa Milch zeigt vielversprechende Ergebnisse. Die Umfrage bestätigt eine grundsätzliche positive Einstellung zur Quinoa Milch und zur Nachhaltigkeit allgemein.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse zeigen, dass Quinoa sowohl als landwirtschaftliches Produkt als auch als nachhaltige und proteinreiche Milchalternative eine vielversprechende Zukunft in der Schweiz haben könnte, dies insbesondere aufgrund des Klimawandels, der anderen Feldprodukten mehr zusetzen wird.
Herausforderungen für den Quinoa Anbau in der Schweiz sind Ernteschwankungen auf der einen und fehlende Subventionen auf der anderen Seite. Die heimische Quinoa ist zurzeit immer noch teurer als importierte Quinoa. Und da der Preis eine wichtige Rolle beim Kaufentscheid spielt, bleibt das Potenzial eventuell ungenutzt.
Würdigung durch die Expertin
Malve Heinz
Mit unermüdlicher Ausdauer und einer beeindruckenden Neugier hat Felix Rittig seine Maturaarbeit mit grossem Engagement verfolgt. Er hat sich nicht gescheut, neue Methoden auszuprobieren und komplexe Zusammenhänge zu durchdringen – also wahren Forschergeist bewiesen! Mit sehr kreativen Ansätzen ist es ihm gelungen, einen lösungsorientierten Beitrag zu einem gesellschaftlich äusserst relevanten Thema zu leisten.
Prädikat:
hervorragend
Sonderpreis «Zukunft schreiben» gestiftet vom Ökozentrum
Gymnasium Münchenstein, Münchenstein
Lehrer: Raphael Emmenegger