Gestaltung | Architektur | Künste
Halima Mujanovic, 2000 | Lenzburg, AG
Krieg. Ein allgegenwärtiges Thema, das uns andauernd beschäftigt. In dieser Arbeit gab ich einem direkt Betroffenen die Möglichkeit, über den Bosnienkrieg so zu berichten, wie er ihn als 13-jähriger Junge erlebt hatte. Mein Ziel war es, diese Erlebnisse anschliessend durch Bilder zu visualisieren, ein sogenanntes „Visual-Essay“ zu gestalten. Eine Kommunikation, die mit Bildern arbeitet und teilweise mit einer Verbindung von Text und Bild, eine Bildsprache, die von wahren, fiktiven, sozialen oder politischen Begebenheiten erzählt. Für das essenzielle Hintergrundwissen recherchierte ich über das Thema Bosnienkrieg und Illustration. Anschliessend führte ich ein Interview mit der betroffenen Person. Ich skizzierte diese Ereignisse, erstellte ein kleines Storyboard und begann, die Ideen umzusetzen. Daraus entstand ein Bilderbuch, bestehend aus 52 Bildern und wenigen Zitaten, die den Bildinhalt weiterführen. Ich kam zum Schluss, dass Farbe, Komposition und Perspektive Faktoren sind, mit denen man viele verschiedene Emotionen vermitteln kann und die dem Betrachter das Dargestellte nahebringen können. Mit diesem Visual-Essay wollte ich nichtbetroffenen Personen einen Einblick in die Kriegserlebnisse eines Kindes gewähren.
Fragestellung
Wie stelle ich Erinnerungen an den Krieg und die damit verbundenen Emotionen und Stimmungen in Bildern dar? Wie schaffe ich es, einer aussenstehenden Person eine solch intensive und bewegende Geschichte zu übermitteln? Wie stellt man brutale Erinnerungen auf eine einfache und dennoch bewegende Art und Weise dar?
Methodik
Zunächst vertiefte ich mich in die Themen Bosnienkrieg und Illustration. Diese zwei Aspekte sollten die Grundlage meines Visual-Essays bilden; darauf baute ich alles andere auf. Ich sortierte die wichtigsten Ereignisse des Krieges aus und recherchierte über verschiedene Arten der Illustration. Ich besuchte selbst die vom Krieg betroffenen Gebiete in Bosnien. Anschliessend führte ich ein Interview mit Sabahudin, einem Mann, der 13 Jahre alt war, als der Bosnienkrieg ausbrach. Ich versuchte, möglichst viel über sein Gemüt zu dieser Zeit herauszufinden und darüber, wie die Umgebung jeweils aussah. Nach dem Interview begann ich zu skizzieren. Ich spielte mit Perspektiven, Bildausschnitten, Kompositionen und Farben, bis ich meine eigene Technik entwickelte.
Ergebnisse
Als Produkt dieser Arbeit entstand ein Visual-Essay, ein Buch, bestehend aus 52 Bildern, die Sabahudins Weg durch den Bosnienkrieg illustrieren. Die Bilder habe ich mit Fineliner gezeichnet und anschliessend Wasserfarben für den Farbauftrag verwendet. Das Buch besteht aus drei Teilen. Der erste Teil dient als kleine Einführung in den historischen Hintergrund der Geschichte. Der zweite Teil besteht aus den Erlebnissen Sabahudins während des Krieges bis hin zum Weg in die Schweiz. Der dritte Teil zeigt einige Folgen des Krieges auf. Einige Bilder sind mit einem Zitat ergänzt.
Diskussion
Ich habe in dieser Arbeit eine Kriegsgeschichte in Form von Bildern dargestellt. Wie habe ich es geschafft, Emotionen in den Bildern widerzuspiegeln? Dafür setzte ich den Schwerpunkt auf die Farbwahl, den Farbauftrag, die Perspektive und die Körpersprache. Ich konnte mit einem lasierenden Farbauftrag, mit unterschiedlich intensiven Farbtönen, aber auch mit Perspektivwechseln Objekte in den Hintergrund rücken oder in den Fokus legen. Mit den gleichen Mitteln konnte ich Stimmungen beziehungsweise Atmosphären erzeugen. Mit der Einhaltung der gleichen Technik in jedem Bild konnte ich einen eigenen Stil entwickeln.
Die Herangehensweise an die Bildgestaltung hätte jedoch etwas besser sein können. Das nächste Mal würde ich neben vielen Skizzen ein komplettes, genaues Storyboard für das Buch erstellen. Dies hätte mir den Prozess der Bildauswahl erleichtert und mir die Möglichkeit gegeben, mich ausgiebiger mit jeder Bildidee auseinanderzusetzen und sie zu perfektionieren.
Schlussfolgerungen
Mein Ziel war es, eine emotionale und bewegende Geschichte in Bildern und, abgesehen von einigen Zitaten, ohne Text darzustellen. Ich bin überzeugt, dieses Ziel erreicht zu haben. Die Bilder sprechen für sich. Alle sehen in jedem Bild etwas anderes und deuten die Elemente aus der eigenen Perspektive. Genau das ist die Stärke der Bilder, dem Publikum die Analyse und Interpretation zu überlassen und es durch Sabahudins Augen schauen zu lassen. Man könnte das Buch erweitern, indem man noch mehr Bilder hinzufügt und dadurch die Geschichte weiter vervollständigt. Ich musste mich in dieser Arbeit für einzelne, sehr prägende Erinnerungen entscheiden, denn alle hätten meinen Zeitrahmen von sechs Monaten völlig gesprengt.
Würdigung durch die Expertin
Anette Gehrig
Halima Mjanovic hat sich mit dem Krieg in Bosnien-Herzegowina (1992–1995) beschäftigt und ihre Arbeit als Visual-Essay angelegt. Aus ihren Recherchen zum Krieg und einem Interview hat sie eine ungewöhnliche Bilderzählung geschaffen und der Geschichte eines Menschen, der den Krieg erlebt hat, eine allgemeingültige und mit Hintergrundinformationen angereicherte Form verliehen. Die emotional stimmigen Aquarelle geben einem das Gefühl, durch die Augen des kleinen Sabahudin zu schauen. Die Autorin erreicht dies, indem sie oft eine Perspektive wählt, bei der wir unmittelbar hinter dem Jungen stehen.
Prädikat:
sehr gut
Neue Kantonsschule Aarau
Lehrerin: Regula Gerber