Gestaltung | Architektur | Künste
Matvey Golovatyuk, 2006 | Neuenkirch, LU
Bei einem Zeichentrickfilm kann alles, was man sich bildlich vorstellen kann, in Bewegung gesetzt und zum Leben erweckt werden. Diese zauberhafte gestalterische Freiheit brachte mich dazu, in meinem Maturaarbeitsprojekt einen Zeichentrickfilm zu erschaffen. Als Inhalt für den Animationsfilm wählte ich ein Märchen, welches mich als Kind oft in den Schlaf gesenkt hat. Mich faszinierte die Idee, mit den Möglichkeiten der Animation diese kindliche, träumerische Vorstellung der Geschichte zu wiederzugeben.
Fragestellung
Das Ziel meiner Arbeit war also eine gestalterisch interessante und originelle Darstellung eines russischen Volksmärchens in Form eines Zeichentrickfilms.
Methodik
Zuerst befasste ich mich mit dem Inhalt des Märchens, ich erkannte, dass in der scheinbar simplen Erzählung deren Sinn und Moral eine tiefere Bedeutung aufweisen, welche ich mit meinem Zeichentrickfilm reflektieren und betonen wollte. Ohne jegliche Erfahrung in der Animation, brauchte ich anfangs eine ausführliche Recherche zu deren Theorie. Ich stiess unter anderem auf die „12 Basic Principles of Animation“ der Disney-Studios, eine wichtige Grundlage für die glaubwürdige Darstellung von Bewegungen durch eine Vielzahl von einzelnen Zeichnungen. Bereit, mich an meinen eigenen Zeichentrickfilm zu machen, gestaltete ich im ersten Schritt die einzelnen Figuren sowie das Setting, den Handlungsraum des Films. Durch vieles Skizzieren brachte ich diese Aspekte aus meiner Fantasie in gezeichnete Form. Die Figuren und das Setting durchdacht, begann ich die Arbeit an den einzelnen Szenen der Geschichte. Das Ganze geschah mit Hilfe der Software Adobe Animate, wo ich über ein Graphic Tablet mit einem digitalen Stift Bild für Bild zeichnen konnte. Schon bald wurde mir klar, dass das Animieren sehr viel mehr Zeit und Arbeit kostet als ich erwartet hatte. Um den Zeitaufwand unter Kontrolle zu halten, entschied ich mich für eine Anpassung des Zeichnungsstils, um die Bilder etwas weniger komplex, und somit für das Animieren effektiver zu gestalten. Ich fand einen Holzschnitt-ähnlichen Stil mit seinen klaren, gröberen Linien und seiner grafischen Wirkung meinen gestalterischen Vorlieben sehr entsprechend und die Verbindung zum Element Holz für den Inhalt des gewählten Märchens passend. Im Rahmen der Weiterentwicklung nach dem SJF-Halbfinale verbesserte ich einige Szenen zeichnerisch und fügte der vorlesenden Stimme meines Grossvaters ein ausführliches Sound-Design hinzu. Ich überlegte mir, wo und wie ich die visuelle Seite meines gezeichneten Films durch Geräusch-Effekte noch glaubwürdiger und lebendiger scheinen lassen konnte, nahm die nötigen Geräusche auf und verknüpfte sie schliesslich in DaVinci Resolve mit dem Video. Umspielt und eingebettet werden die bewegten Zeichnungen dazu noch von der Melodie eines russischen Volkslieds, welches jeweils von meinem Bruder auf dem Akkordeon und meiner Schwester auf der Geige gespielt wird. Der dem russischen Bajan verwandte Akkordeonklang und die Geige, welche mit der „Zupftechnik“ an eine Balalaika erinnert, verleihen eine traditionelle, volksnahe Stimmung.
Ergebnisse
Entstanden ist ein 03:24 Minuten langer, durch Erzählerstimme, Geräusch-Effekte und Musik vertonter Zeichentrickfilm. Schwarz auf Weiss, durch den grafischen Holzschnitt-Stil inspiriert, wohnt ihm ein origineller Eindruck inne. Die einzelnen Szenen sind durch traumhaft wirkende Übergänge verbunden, bei welchen ich den Freiheiten des Animationsfilms umso freieren Lauf zu schenken suchte.
Diskussion
Bei diesem Projekt habe ich meine ersten Erfahrungen im Bereich des Animationsfilms gemacht. Dadurch habe ich vieles erst im eigentlichen Arbeitsprozess gelernt. Im Laufe der langen Stunden am Computer gelangen mir einzelne Szenen und Übergänge immer besser, die gestalterischen Möglichkeiten der Kunstform lernte ich mit zunehmender Erfahrung immer wirkungsvoller zum Ausdruck zu bringen.
Schlussfolgerungen
Wenn ich an das Projekt zurückdenke, war der Zeitaufwand ein grosses Thema. Allein an der Animation der einzelnen Szenen des Zeichentrickfilms verbrachte ich um die 120 Stunden. Dabei war die Gestaltung der Bilder in einem Holzschnitt-ähnlichen Stil eine funktionierende Lösung, um den Zeichentrickfilm auch vollständig fertig zu schaffen. Es hat mich sehr gefreut, im Rahmen der Maturaarbeit mein erstes grösseres künstlerisches Projekt realisiert zu haben. Das schenkt mir gestalterisches Selbstvertrauen und Vorfreude auf zukünftiges Kunstschaffen.
Würdigung durch die Expertin
Michaela Müller
Wie entsteht ein Zeichentrickfilm? Matvey Golovatyuk plant seinen Film sehr genau, um ein umfangreiches Projekt in knapper Zeit fertigzustellen. Sorgfältig entwickelt er Szenenfolge und Figuren, vertieft sich in die Grundlagen der Animation und erlernt die notwendige Software. Diese Adaption des bekannten russischen Märchens „Repka“ überzeugt durch einen holzschnittartigen Zeichenstil und originelle Szenenübergänge. Die wiederkehrende Melodie des Volksliedes, das mit passenden Instrumenten eingespielt wurde, verstärkt den satirischen Ton und umspielt gekonnt Erzählerstimme und Geräusche.
Prädikat:
hervorragend
Sonderpreis des Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF)
Kantonsschule Alpenquai Luzern
Lehrer: Duri Paulin