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Michael Ermuth, 2004 | Basel, BS

 

Rauchen nicht-heterosexuelle Menschen mehr als heterosexuelle? Und wenn ja, warum? Schon seit über 20 Jahren beschäftigen sich zahlreiche Studien mit dieser Frage. Die Mehrheit dieser Studien kommt zu dem Schluss, dass Nicht-Heterosexuelle mehr rauchen als Heterosexuelle und dass dies mit erhöhtem Stress zu tun hat. Auch meine Arbeit widmet sich dieser Frage und beinhaltet eine quantitative Untersuchung in Form einer Umfrage, die Rauchverhalten, sexuelle Orientierung und Stresslevel festhält, und eine qualitative Forschung, die aus vier Interviews mit Betroffenen besteht. Die Resultate der Umfrage ergaben, dass der Anteil der Rauchenden bei den Angehörigen sexueller Minderheiten doppelt so hoch ist wie bei Heterosexuellen. Auch das Stresslevel war bei den Angehörigen sexueller Minderheiten im Vergleich zu Heterosexuellen erhöht. Gegen diese gesundheitliche Disparität sollten in der Schweiz konkrete Massnahmen umgesetzt werden, um den Anteil Rauchender bei Angehörigen sexueller Minderheiten zu senken.

Fragestellung

Wie unterscheidet sich das Rauchverhalten Jugendlicher zwischen 16 und 20 Jahren zwischen sexuellen Minderheiten und Heterosexuellen in der Region Basel? Hypothese: Angehörige sexueller Minderheiten rauchen im Schnitt mehr und weisen ein höheres Stresslevel auf als Heterosexuelle.

Methodik

Es wurde eine Online-Umfrage erstellt, die Rauchverhalten, sexuelle Orientierung, Stresslevel und weitere Parameter erfragte. Diese Umfrage wurde an Schüler*innen des Kantons Basel-Stadt gesandt und mittels Excel ausgewertet. Es wurden Signifikanztests (t-Test und Chi-Quadrat Test) durchgeführt, um die Ergebnisse statistisch abzusichern. Um weitere mögliche Gründe einer Disparität des Rauchverhaltens zu beleuchten und Betroffenen eine Stimme zu geben, wurden zusätzlich 4 Interviews mit rauchenden Angehörigen sexueller Minderheiten durchgeführt und als Portraits zusammengefasst.

Ergebnisse

Von den 431 Teilnehmenden gaben 333 an, sich als heterosexuell, und 98, sich als homosexuell, bisexuell, pansexuell oder anders zu identifizieren. Von den Heterosexuellen gaben 74 an, zu rauchen, und ihr durchschnittliches Stresslevel betrug 29.37 Punkte. Bei der als Angehörige sexueller Minderheiten zusammengefassten Gruppe gaben 43 an, zu rauchen, und der Mittelwert des Stresslevels betrug 32.54. Die Signifikanztests ergaben, dass eine überzufällige Disparität in Bezug auf den Anteil Rauchender und das Stresslevel besteht.

Diskussion

Die Ergebnisse zeigen eine Disparität bezüglich des Rauchverhaltens von Heterosexuellen und Nicht-Heterosexuellen: Die Rauchenden-Quote ist mit 44% bei den Angehörigen sexueller Minderheiten doppelt so hoch als die der Heterosexuellen mit 22%. Zudem ist der Durchschnitt des Stresslevels der Angehörigen sexueller Minderheiten signifikant höher. Somit kann vermutet werden, dass Angehörige sexueller Minderheiten mehr rauchen, da sie gestresster sind. Aktuelle Ergebnisse einer Studie des Bundesamtes für Gesundheit kommen zu ähnlichen Aussagen.

Schlussfolgerungen

Meine Arbeit weist auf, dass eine Korrelation zwischen Rauchverhalten und sexueller Orientierung besteht: Angehörige sexueller Minderheiten rauchen im Schnitt mehr als Heterosexuelle. Das erhöhte Stresslevel der Angehörigen sexueller Minderheiten weist zudem darauf hin, dass diese wahrscheinlich häufiger Stressoren in der Gesellschaft ausgesetzt sind. Daher ist es wichtig, dass Massnahmen ergriffen werden, die eine Minderung dieser Stressoren zum Ziel haben und somit auch die Rauchenden-Quote der sexuellen Minderheiten senken können.

 

 

Würdigung durch den Experten

Hans Rudolf Schelling

Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen sexueller Orientierung und Rauchverhalten bei Jugendlichen. Sie stellt eine erhöhte Raucherquote bei Angehörigen sexueller Minderheiten fest und erklärt diese Tatsache durch deren erhöhtes Stresslevel. Qualitative Interviews mit vier Angehörigen sexueller Minderheiten plausibilisieren die Befunde. Der Autor plädiert für konkrete Massnahmen zur Senkung des Tabakkonsums in diesen Gruppen. Die Darstellung der Theorie, der Literatur, des Forschungsprozesses und der Daten ist gelungen und in ansprechender, leicht verständlicher Sprache verfasst.

Prädikat:

sehr gut

Sonderpreis «Exporecerca Jove – Barcelona Science Fair» gestiftet von der SJf-Trägerschaft

 

 

 

Gymnasium Bäumlihof, Basel
Lehrer: Jonathan Lee