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Shirin Andrina Kerber, 2006 | Kehrsiten, NW

 

Das Relative Energiedefizit im Sport (RED-S) beschreibt ein Missverhältnis zwischen der Energiezufuhr und dem übermässigen Energieverbrauch durch körperliche Aktivität. Die daraus entstehenden Symptome sind sehr weitläufig und unspezifisch, was die eindeutige Diagnosestellung erschwert. Mit meiner Arbeit wollte ich einerseits herausfinden, wie bekannt das RED-S unter Schweizer NachwuchsläuferInnen ist, andererseits wollte ich einige spezifische Risikofaktoren für diese Zielgruppe herausarbeiten und mich dabei besonders auf Stressfrakturen, die als Hauptsymptom des RED-S gelten und im Laufsport weit verbreitet sind, fokussieren. Es konnte gezeigt werden, dass das RED-S 2023 bei Schweizer NachwuchsläuferInnen sehr unbekannt war und trotz einer Steigerung von 14.8 auf 33.3 % aller Befragten, die das RED-S kennen, auch im Jahr 2024 noch eher unbekannt ist. Dabei fallen vor allem jüngere, männliche Athleten und solche aus der Westschweiz und dem Tessin mit dem tiefsten Bekanntheitsgrad auf. Unter den LäuferInnen mit durchgemachten Stressfrakturen wurde bei rund 30 % eine Insuffizienzfraktur und somit ein RED-S vermutet, insgesamt gehören mehr als 40 % der männlichen und fast 30 % der weiblichen AthletInnen in den RED-S-Risikobereich.

Fragestellung

Im Rahmen der Arbeit wurden folgende Fragestellungen untersucht: 1.Was ist das RED-S und welche Faktoren fördern das Risiko für das RED-S bei NachwuchsläuferInnen? 2.Wie bekannt ist das RED-S bei Schweizer NachwuchsläuferInnen und durch welche Massnahmen kann der Bekanntheitsgrad gesteigert werden? 3. Lassen sich bei jungen NachwuchsläuferInnen in der Schweiz, die bereits Stressfrakturen erlitten haben, Hinweise auf das RED-S finden? 4. Wie hat sich der Bekanntheitsgrad des RED-S bei Schweizer NachwuchsläuferInnen innerhalb eines Jahres verändert?

Methodik

Als Ausgangslage diente ein selbst erstellter Fragebogen, der an alle Mitglieder der Regional- Laufkader geschickt worden war. Der verwertbare Rücklauf umfasste 122 Antworten aus 225 befragten LäuferInnen. Zur Bewertung der Resultate wurde ein selbst definierter Score, in welchem einzelne Faktoren unterschiedlich stark gewichtet wurden, erstellt. Diejenigen, welche Stressfrakturen durchgemacht hatten, wurden individuell noch weiter befragt, um die Frakturen insuffizienz- oder überlastungsbedingt einzuteilen. Für das Erfassen des Bekanntheitsgrades vom RED-S wurde an den Crosslauf- Schweizermeisterschaften 2023 und 2024 je ein kurzer Fragebogen für die AthletInnen der Kategorien U14-U23 aufgelegt.

Ergebnisse

Aus den Resultaten geht hervor, dass AthletInnen mit durchgemachten Stressfrakturen, Zyklusstörungen und verminderter Körperakzeptanz das höchste Risikoprofil aufweisen. Eine negative Körperakzeptanz findet man bei 36 % der befragten AthletInnen , 80 % davon sind weiblich. Zudem wurde bei fast 40 % aller Stressereignisse eine Insuffizienzfraktur vermutet. Mit 14.8 % ist der Bekanntheitsgrad des RED-S sehr tief mit den tiefsten Werten bei männlichen oder jüngeren AthletInnen oder solchen aus der Romandie. Auch im darauffolgenden Jahr 2024 sind die Zahlen nicht viel höher. Das RED-S ist bei NachwuchsläuferInnen in der Schweiz mit 33.3 %, welche den Begriff schon gehört haben, noch immer sehr unbekannt.

Diskussion

Dass AthletInnen tendenziell mit ihrem Körper nicht zufrieden sind, könnte an den unrealistischen Vorstellungen des AthletInnenkörpers auf den Sozialen Medien heutzutage in Zusammenhang gebracht werden und so zur Entstehung einer Stressfraktur bis hin zum RED-S beitragen. Der tiefe Bekanntheitsgrad liegt wahrscheinlich an mangelnder Aufklärung durch medizinisches Fachpersonal und Verband, wohl aber auch daran, dass der Begriff RED-S offiziell erst seit 2014 existiert. Die Medienpräsenz des RED-S hat im letzten Jahr aber stark zugenommen, was die Steigerung von 14.8 auf 33.3 % erklären könnte. Um dem tiefen Bekanntheitsgrad etwas entgegenzuwirken, wurde im Rahmen der Arbeit ein Aufklärungsvideo erstellt, welches in naher Zukunft auf Social Media gepostet werden wird und hoffentlich die Aufmerksamkeit auf das Thema noch etwas erhöht. Dies wäre ein wichtiger Schritt, um die hohe Dunkelziffer an RED-S-Betroffenen im Schweizer Nachwuchslaufsport zu senken.

Schlussfolgerungen

Einerseits muss das Tabu, in AthletInnenkreisen über das RED-S, Zyklusunregelmässigkeiten oder ein gestörtes Essverhalten zu sprechen, gebrochen werden. Andererseits bedarf es noch viel Aufklärungsarbeit bei AthletInnen & BetreuerInnen, um die Inzidenz des RED-S im Schweizer Nachwuchslaufsport zu senken.

 

 

Würdigung durch die Expertin

Dr. Miriam Altermatt

Motiviert durch Erfahrungen im eigenen sportlichen Umfeld hat sich Shirin Kerber mit dem Thema «relatives Energiedefizit (RED-S)» auseinandergesetzt. Das Syndrom, welches vor allem bei jungen Sportlern und Sportlerinnen auftritt, kann schwerwiegende Folgen haben und ist trotzdem noch viel zu wenig bekannt. Mit viel Engagement hat Shirin mit ihrer Arbeit versucht aufzuzeigen, bei welchen Zielgruppen verstärkt Aufklärungsarbeit nötig ist und wie man mit einem neuen, selbstgestalteten Fragebogen Sportlerinnen und Sportler erkennen kann, die ein erhöhtes Risiko haben an RED-S zu leiden.

Prädikat:

sehr gut

Sonderpreis «Forschung auf dem Jungfraujoch» gestiftet vom Paul Scherrer Institut

 

 

 

Kollegium St. Fidelis, Stans
Lehrerin: Ute Mayer