Biologie | Umwelt
Suna Asena Süer, 2000 | Basel, BS
Es gibt sehr wenige Informationen über die Nutzung von Höhlen durch Fledermäuse in der Schweiz. In meiner Arbeit wird deshalb die Höhle Tüüfelschuchi in Wenslingen BL erstmals nach der Sichtung besonderer Fledermausarten durch Aellen und Strinati im Jahr 1962 auf Fledermausvorkommen untersucht. Dies habe ich anhand von Fotos gemacht, die mit einer Fotofalle geschossen wurden. Zudem erforschte ich die Aktivitätsunterschiede bei unterschiedlichen Wetterbedingungen und verglich die tageszeitliche und jahreszeitliche Aktivität der Fledermäuse. Im Untersuchungszeitraum vom 7. März bis zum 2. Juni 2019 wurden 497 Fotos ausgewertet und sieben Arten nachgewiesen. Zu den Arten gehört die Fransenfledermaus, die Grosse Hufeisennase, das Grosse Mausohr, die Wasserfledermaus, die Kleine Bartfledermaus sowie die Gattung der Langohren. Nach meiner Untersuchung wurden zwei weitere Arten nachgewiesen: die Bechsteinfledermaus und die Zwergfledermaus.
Fragestellung
(I) Welche Fledermausarten lassen sich von März bis Juni an der Höhle nachweisen? (II) Ist das Wetter entscheidend für die Aktivitätsunterschiede? (III) Gibt es jahreszeitliche Aktivitätsunterschiede? (IV) Gibt es tageszeitliche Aktivitätsunterschiede?
Methodik
An der Höhle wurde zur Datenerhebung eine Kamerafalle installiert, die bei jedem Ausflug ein Foto schiesst. Das notwendige Material wurde von Karl Kugelschafter (Firma Chirotec) entwickelt und von der Koordinationsstelle Ost für Fledermausschutz zur Verfügung gestellt. Die Überwachungsanlage besteht aus einer Lichtschranke, einer Kamera mit externem Blitz und drei Autobatterien inklusive Zubehör. Anhand der Bilder, die auf der SD-Karte gespeichert werden, erfolgt die Artbestimmung. Die Daten des Tricorders, der die Ein- und Ausflüge wie auch die Temperatur registriert, werden mit Graphen durch Excel dargestellt.
Ergebnisse
Im Untersuchungszeitraum vom 09. März bis zum 02. Juni 2019 wurden an der Höhle Tüüfelschuchi in Wenslingen BL sieben Arten nachgewiesen. Es sind insgesamt 497 Fotos entstanden, und zwar 228 von der Fransenfledermaus (Myotis nattereri), 122 vom Langohr (Plecotus), 115 von der Grossen Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros), 21 vom Grossen Mausohr (Myotis myotis), neun von der Wasserfledermaus (Myotis daubentonii), zwei von der Kleinen Bartfledermaus (Myotis mystacinus) und eins von der Wimperfledermaus (Myotis emarginatus). Nach diesem Zeitraum wurden zwei weitere Arten bestimmt, nämlich die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) und die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus).
Bei jedem Sinken der Temperaturen sank auch die Aktivität der Fledermäuse. Nur 18,8 Prozent aller Nachtstunden verzeichneten Niederschlag. Die Fledermäuse flogen bei Niederschlagsmengen bis zu 1,2 Millimetern (9,28 % der Nachtstunden) weniger oft ausgeflogen (6 % der Fotos). Die grösste jahreszeitliche Aktivität der Fledermäuse sieht man im Zeitraum vom 8. bis zum 13. April 2019.
Diskussion
Anhand meiner Resultate kann man vermuten, dass fünf Arten die Höhle als Tagesquartier nutzen, und annehmen, dass die Tiere dort überwintert haben. Zu den fünf Arten gehören die Fransenfledermaus, das Langohr, die Grosse Hufeisennase und möglicherweise das Grosse Mausohr und die Wasserfledermaus. Die Kleine Bartfledermaus und die Wimperfledermaus wurden vermutlich beim Verlassen des Winterquartiers fotografiert. Bei der Fransenfledermaus muss man beachten, dass es sich auch um das kryptische Mausohr handeln kann, das erst kürzlich entdeckt worden ist und auf Bildern nicht unterscheidbar ist. Da das Graue Langohr (Plecotus austriacus) und das Braune Langohr (Plecotus auritus) sehr schwer voneinander zu unterscheiden sind, werden sie als Gattung Langohr vereint betrachtet. Die Aktivität bei kälteren Temperaturen ist kleiner, da es dann weniger Insekten gibt und die Tiere auf der Jagd weniger Beute machen können. Der Energiegewinn wäre kleiner als der Energieverbrauch. Die grösste Aktivität der Fledermäuse (08. – 13.04.2019) deckt sich mit der Zeit, in der die meisten Fledermausarten aus dem Winterschlaf erwachen.
Die Fledermäuse waren, abgesehen von wenigen, fast ausschliesslich in der Nacht aktiv. Die wenigen Fotos, die tagsüber erfolgten, sind höchstwahrscheinlich durch Störungen entstanden.
Schlussfolgerungen
Durch meine Arbeit hat man jetzt eine gute Grundlage, um weitere unterirdische Lebensstätten der Fledermäuse in der Schweiz zu untersuchen. Zudem hat sich die Sichtung von Aellen und Strinati aus dem Jahr 1962 bestätigt. Die Höhle sollte mindestens im Winter vergittert sein, um die vorhandenen Fledermäuse während des Winterschlafs zu schützen. Die eingesetzte Methode eignet sich gut für die Bewertung von Höhlen als Winterquartier von Fledermäusen.
Würdigung durch den Experten
Dr. Martin Obrist
Suna Asena Süer wendete im Frühsommer 2019 die innovative Methode der Fotofalle an, um bei der Höhle Tüüfelschuchi (BL) ein- und ausfliegende Fledermäuse nachzuweisen. Anhand der Durchflugsprotokolle beantwortete sie für die fünf häufigsten der sieben registrierten Arten einige wissenschaftlich spannende Fragen: Welchen Einfluss hat das Wetter auf die Aktivität, wann sind die Tiere aktiv (teils tagsüber!), wie ändern sich die Durchflüge übers Jahr? Ihr detailliertes Monitoring erweitert unser Verständnis der Höhlennutzung durch Fledermäuse und trägt damit auch massgeblich zu deren Schutz bei.
Prädikat:
sehr gut
Gymnasium Kirschgarten, Basel
Lehrerin: Céline Martinez-Ernst