Gestaltung  |  Architektur  |  Künste

 

Nika Arnold, 2005 | Sursee, LU

 

Diese Arbeit taucht in die Welt der minimalistischen Architekturfotografie ein. Durch genau ausgewählte Kamerapositionen und präzise bestimmte Bildausschnitte ist es gelungen, nahezu abstrakte Bildkompositionen zu kreieren. Trotzdem soll der Anker zur gegenständlichen Realität nicht verloren gehen. Dies wird erreicht indem bewusst beispielsweise Oberflächenstrukturen, Schraubenlöcher oder ähnliche Unregelmässigkeiten fein in die Bilder miteinbezogen worden sind. Dem Betrachter wird so die Möglichkeit gegeben, überraschende Realitätsbezüge herzustellen.

Fragestellung

Die Wettbewerbsarbeit beschäftigt sich mit den Fragen, wie sich Minimalismus in der Architekturfotografie definiert und ob die allgemeinen Prinzipien dieser Stilrichtung mit der eigenen Interpretation der Autorin übereinstimmen. Im Mittelpunkt steht dabei die Idee, dreidimensionale architektonische Elemente und Strukturen in zweidimensionale, reduzierte Bildkompositionen zu verwandeln. Dabei wird erforscht, welche gestalterischen Regeln es in der minimalistischen Fotografie gibt und inwieweit diese als Richtlinien für die eigene fotografische Arbeit dienen können und sollen.

Methodik

Um diese Fragestellung zu beantworten, wurde ein theoretischer Teil erarbeitet, in dem zunächst der Begriff Minimalismus definiert und dessen historische Einordnung und Anwendung in der Fotografie untersucht wird. Ergänzend wurden verschiedene gestalterische Prinzipien analysiert, die für eine minimalistische Bildgestaltung helfen können. Ein besonderes Augenmerk lag auf den Arbeiten des fast blinden Fotografen Guido Klumpe, der für seine abstrakten, reduzierten Fotografien bekannt ist. Seine Werke wurden durch ein Interview sowie Bildanalysen näher untersucht. Im praktischen Teil der Arbeit setzte die Autorin die gewonnenen Erkenntnisse in einer eigenen Bildserie um. Diese wurde in den verschiedenfarbig gestalteten Treppenhäusern des Biopôle Campus in Lausanne fotografiert.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass Minimalismus in der Fotografie nicht einer festen Definition unterliegt, sondern von verschiedenen Fotografen individuell interpretiert wird. Es gibt zwar allgemeine Prinzipien, wie die Reduktion auf wesentliche Bildelemente, die bewusste Nutzung von Licht und Schatten oder ungewöhnliche Perspektiven, doch ist die kreative Freiheit entscheidend für die Wirkung eines minimalistischen Bildes. Die Bildserie folgt diesen Prinzipien, ohne sich an starre Regeln zu binden. Besonders die Reduktion auf geometrische Formen, Farbflächen und Kontraste wurden als zentrale Gestaltungselemente hervorgehoben.

Diskussion

Minimalismus in der Fotografie ist mehr als nur eine Technik oder ein Stilmittel, er ist vielmehr eine gestalterische Haltung. Die Analyse der Werke von Guido Klumpe hat verdeutlicht, dass der künstlerische Minimalismus oft mit einer bewussten Reduktion der Bildinformation einhergeht, wodurch der Betrachter gezwungen wird, sich intensiver mit dem Bild auseinanderzusetzen. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass die eigene fotografische Herangehensweise sehr stark auf dem bewussten Sehen und Wahrnehmen von Details basiert. Durch das Experimentieren mit Perspektiven, Licht und Farben konnte die Fotografin eine persönliche Definition von minimalistischem Fotografieren entwickeln, die sich nicht nur an konventionellen Regeln orientiert.

Schlussfolgerungen

Abschließend kommt die Arbeit zu Schluss, dass es keine allgemeingültigen Regeln für minimalistische Architekturfotografie gibt. Vielmehr ist es die Kombination aus Reduktion und kreativem Sehen, die ein gelungenes minimalistisches Foto ausmacht.
Die entstandene Bildserie möchte den Betrachter auffordern, die Welt mit offenen Augen zu sehen, sich nicht immer «nur» auf das Ganze zu konzentrieren, sondern auch die Details, welche einem ständig begegnen, zu erkennen. Man sagt ja schliesslich auch, es sind die kleinen Dinge, die das Leben ausmachen.

 

 

Würdigung durch den Experten

Simon Mader

Nika Arnolds Arbeit erforscht, wie Architektur durch Fotografie in eine reduzierte, zweidimensionale Bildsprache überführt werden kann. Mit analytischer Präzision und gestalterischer Sensibilität untersucht sie, wie durch Reduktion, Lichtführung und Perspektive räumliche Strukturen auf ihre essenziellen Formen zurückgeführt werden. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis zeugt von ihrem vertieften Verständnis für Minimalismus und Architektur. Ihre Arbeit eröffnet neue Blickwinkel auf die Wechselwirkung von Raum und Fotografie und regt dazu an, Architektur aus einer neuen Perspektive wahrzunehmen.

Prädikat:

gut

 

 

 

Kantonsschule Sursee
Lehrer: Christian Siegenthaler