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Luisa Dambach, 2005 | Rombach, AG
Nathalie Tanner, 2005 | Aarau, AG

 

Zuerst geht unsere Arbeit den geschichtlichen Hintergründen der Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren nach – auch weil diese im Schulunterreicht selten behandelt werden. Es wird aufgezeigt, wie sich die Schweiz gegenüber den Ländern und den Migranten des ehemaligen Jugoslawiens seither verhalten hat. Anfänglich waren die Beziehung der Schweiz zum Ferienland eng, sie haben sich aufgrund der Flüchtlingswellen aber abgekühlt, da diese das Schweizer Asylsystem sehr belastet hatten.
Aus unseren Interviews geht beispielsweise hervor, dass N- oder F- Bewilligungen für die Flüchtlinge das Arbeiten in der Schweiz erschwert haben.
Das Interview mit dem Gemeindepräsidenten von Spreitenbach, welche zu den zehn Gemeinden in der Schweiz mit dem höchsten Anteil an Personen aus dem Kosovo gehört, ergab, dass dort der Anteil an Unternehmen im Niedriglohnbereich sehr hoch ist, die Gemeinde aber indirekt von deren Gewinnsteuern profitiert.
In den Schlussfolgerungen legen wir konkrete Handlungsvorschläge vor: Hilfreich wären intensive, auf die Geflüchteten angepasste Deutschkurse und eine verbesserte Aufklärung, z.B. zum Aufbau des Schweizer Schulsystems. So könnten bei künftigen Flüchtlingswellen die vielfältigen Fähigkeiten der Geflüchteten rascher auch als wirtschaftliche Chance gesehen und genutzt werden.

Fragestellung

Weshalb sind so viele Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien in die Schweiz geflüchtet? Wir wollten den geschichtlichen Hintergrund der Jugoslawienkriege besser verstehen und dabei die Rolle der Schweiz sowie die damaligen Asylprozesse erfassen.
In welche Berufsfelder zog es die aus dem ehemaligen Jugoslawien geflüchteten Personen? Haben sich gewisse Migranten auch selbständig gemacht?
Lassen sich grundsätzliche Empfehlungen vorlegen, die sich aus diesen Untersuchen ergeben? Letztlich wollten wir Handlungsvorschläge vorlegen, welche die Schweiz bei einem künftigen Flüchtlingszustrom für eine möglichst optimale Arbeitsintegration umsetzen könnte.

Methodik

Für unsere Arbeit haben wir Internet- sowie Literaturrecherchen verwendet. Zusätzlich haben wir Interviews mit einem Experten aus dem Bundesamt für Migration und dem Gemeindepräsidenten von Spreitenbach geführt. Ausserdem haben wir einen Zeitzeugen aus dem ehemaligen Jugoslawien, der sich selbständig gemacht hat, interviewt. Mit weiteren 15 Zeitzeugen aus dem ehemaligen Jugoslawien, die in Schweiz geflohen sind, haben wir schriftliche Interviews geführt. Die Fragen bezogen sich vor allem auf die Kriege, die Aufnahme und Arbeitserfahrungen in der Schweiz sowie ihr aktuelles Leben.

Ergebnisse

Unsere Arbeit hat gezeigt, dass über 70% der Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien arbeiten wollten, dies aber wegen ihrem Aufenthaltsstatus nicht durften. Dies führte oft zu Schwarzarbeit und zu Kriminalität bei den Betroffenen. Auch die Schweiz wäre auf diese Arbeitskräfte angewiesen gewesen, denn hier wollen immer weniger Personen schlecht bezahlte und körperlich anstrengende Berufe ausüben. Die Schweiz war nicht auf eine so grosse Migrationswelle vorbereitet, weshalb es beim Asylprozess zu langen Wartezeiten von bis zu fünf Jahren kam. Im Jahr 1998 wurde der Schutzstatus S eingeführt, welcher eine schnellere Integration vorsieht, jedoch wurde dieser erst im März 2022 aktiviert. Wir konnten mit unserer Arbeit zeigen, dass Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien sich oftmals nicht bemühten, die Landessprache zu erlernen und dass das Angebot an geeigneten Sprachkursen in der Schweiz ziemlich begrenzt war. Das Angebot an Sprachkursen soll dementsprechend mehr gefördert werden, da die Sprache bei der Integration und der Jobsuche von grosser Bedeutung ist.

Diskussion

Grundsätzlich sind wir sehr zufrieden mit der Methodenwahl, durch die Bücher- und Internetrecherchen erhielten wir einen guten Überblick über das Thema und konnten mit spezifischen Fragen bei den Betroffenen nachhacken. Da die Fragen grundsätzlich eher offen formuliert waren, war es am Schluss etwas schwer für uns, die Aussagen vergleichbar auszuwerten. Auch die Anzahl der Fragen war zu hoch, was die Interviewten überforderte. Unser Zukunftsvorschläge sind nicht sehr spezifisch formuliert, da dies den Rahmen dieser Arbeit gesprengt hätte.

Schlussfolgerungen

Mit unserer Arbeit konnten wir erfolgreich Zukunftsvorschläge für eine künftige Migrationswelle in der Schweiz formulieren und somit all unsere Haupt- und Nebenfragen beantworten. Als Erweiterung könnte man solche Vorschläge noch konkreter formulieren und mit der Kriegssituation in der Ukraine vergleichen. Alles in allem sind wir sehr zufrieden mit der Arbeit.

 

 

Würdigung durch den Experten

Dr. Jürg Stadelmann

Mit recherchierendem Eifer schufen sich die Autorinnen ein Bild über den damaligen Umgang mit aus den Jugoslawienkriegen in die Schweiz Geflüchteten. Es gelingt, die damaligen Verhältnisse sichtbar zu machen, auf Schwächen hinzuweisen und daraus Ideen zu entwickeln, wie künftig besser mit Menschen umzugehen ist, die als potentielle Fachkräfte der Schweiz dienlich sein könnten. Im Verlaufe der Zusammenarbeit machten die beiden Fortschritte im wissenschaftlichen Erstellen einer Arbeit. Es war erfreulich zu sehen, wie Anregungen aufgenommen und umgesetzt wurden.

Prädikat:

gut

 

 

 

Alte Kantonsschule Aarau
Lehrer: Jürg Hoerner