Gestaltung | Architektur | Künste

Rahel Berger, 2001 | Zofingen, AG

 

Jeder kann sich dort plötzlich wiederfinden: in der Notfallstation eines Spitals. Um fachunkundigen Lesern einen Einblick in den Arbeitsalltag zu ermöglichen, führte ich mit Fachpersonen verschiedener Notfallstationen Interviews und verarbeitete diese schliesslich zu einem Drehbuch. Dieses Drehbuch setzte ich nach der Erstellung eines Storyboards am iPad zeichnerisch um. Die erste Version wurde an Interviewpartner und Bekannte versandt. Basierend auf deren Rückmeldungen verbesserte ich den Comic. Das Endprodukt zeigt die wichtigsten Aspekte des Arbeitsalltags. Der Comic ist realitätsnah und zeigt dem Leser Szenen, die er als Patient oder Angehöriger nicht sehen würde.

Fragestellung

Das Ziel meiner Arbeit ist es, Interviews mit ausgewählten Berufsgruppen der Notfallstation gewinnbringend zu einem Sachcomic zu verarbeiten, der nicht fachkundigen Lesern einen realitätsnahen Eindruck in den Betrieb ermöglicht. Der Schwerpunkt liegt darauf, die Vielseitigkeit des Arbeitsumfeldes darzustellen, ohne individuelle Eindrücke der Protagonistin und anderen Berufsgruppen zu vernachlässigen und den Sachverhalt mit den zur Verfügung stehenden Mitteln realistisch darzustellen. Weiter wollte ich zeichnerische Elemente gezielt einsetzen, sodass der Comic optisch ansprechend gestaltet ist.

Methodik

Zuerst führte ich zur Informationsgewinnung Interviews mit Fachpersonen der Ärzteschaft, der Notfallpflege und des Rettungsdienstes. Diese Interviews habe ich danach ausgewertet und zu einem Drehbuch verarbeitet. Ausserdem leitete ich Charakter- und Raumdesign von den Interviews ab. Danach betrieb ich eine Stilfindung und erstellte ein Storyboard. Das Storyboard setzte ich schliesslich am iPad zeichnerisch um. Schlussendlich habe ich die erste Version des Comics zusammen mit einem Rückmeldefragebogen an alle Interviewpartner und einige Bekannte verschickt. Die Rückmeldungen dienten der Verbesserung des Comics.

Ergebnisse

«Hinter den Türen der Notfallstation – unterwegs mit einer Assistenzärztin» ist ein Sachcomic, dessen handlungstechnischer Teil 25 Seiten umfasst und der in schwarz-weiss gehalten ist. Ergänzt wird die Handlung mit einem farbigen Cover, einer farbigen Rückseite sowie einem Vorwort. Im Comic begleitet die Leserschaft eine Assistenzärztin der Chirurgie bis zum Ende ihrer Frühschicht auf der Notfallstation. Dabei begegnet man drei Patienten und erfährt, was alles für ihre Versorgung notwendig ist und für Patienten und Angehörige nicht sichtbar ist. Ergänzt wird dies mit Einblicken in den sonstigen Alltag der Assistenzärztin.

Diskussion

Grosse Teile des Alltags der Assistenzärztin werden im Comic nicht dargestellt oder angesprochen. Ausserdem wurde in den Rückmeldungen die fehlende Zusammenarbeit mit der Notfallpflege bemängelt. Insgesamt sind aber alle wichtigen Aspekte im Comic vertreten. Damit ist das Ziel der Vielseitigkeit teilweise erfüllt, denn die Darstellung eines Grossteils des Alltags würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Die Notfallpflege hätte aber besser repräsentiert werden können, da deren Rolle vital für den Betrieb ist. Im Hinblick auf die Realitätsnähe wurde der Comic, abgesehen von einer Ausnahme, von den Interviewpartnern positiv aufgenommen, weshalb ich den Comic als realitätsnah empfinde. Weiter wird der Comic in den Rückmeldungen zwar für seine Gestaltung gelobt und als professionell bezeichnet, jedoch wurden einige Szenen nicht als solche erkannt. Ausserdem werden oft die gleichen Bildeinstellungen verwendet, und es sind auf vielen Doppelseiten zu wenige Kontraste zu finden. Deshalb hätte ich mehr Zeit in die Bildgestaltung investieren können und mit ihr experimentieren können.

Schlussfolgerungen

Im Verlauf dieser Arbeit ist es mir gelungen, aus der grossen Masse an Interviewmaterial die wichtigsten Aspekte herauszufiltern und in den Comic einzubauen. Für einen Zeitraum von ungefähr sechs Monaten ist der Umfang des Comics beachtlich, aber aufgrund der limitierten Zeit litten die Vielfalt und die gestalterische Umsetzung. Hätte ich mehr Zeit oder sogar kein Abgabedatum gehabt, hätte ich den Seitenumfang und Inhalt vergrössern können und nebenbei Zeit für eine bessere Gestaltung investieren können. Dann hätte auch die Möglichkeit eines Comics in Farbe bestanden, um die Umgebung der Notfallstation noch besser zu visualisieren.

 

 

Würdigung durch die Expertin

Anette Gehrig

Mit dem Sachcomic «Hinter den Türen der Notfallstation – Unterwegs mit einer Assistenzärztin» hat Rahel Berger einen ebenso innovativen wie wirkungsvollen Ansatz gefunden, um komplexes Fachwissen an ein breites Publikum zu vermitteln. Auf aufwendigen Recherchen und Interviews aufbauend, übersetzt sie die Abläufe auf einer Notfallstation in eine fiktive, anschaulich erzählte Geschichte. Ihr Comic ist in einer klaren und stimmig gezeichneten Bildsprache gehalten, die Figuren haben Persönlichkeit und geben der Geschichte Tiefe.

Prädikat:

sehr gut

 

 

 

Neue Kantonsschule Aarau
Lehrer: Dr. Matthias Friedli