Gestaltung | Architektur | Künste
Lola Ackermann, 2005 | Jona, SG
In modernen Städten führt das verdichtete Bauen und der wachsende Verkehr zu einer steigenden Versiegelung der Bodenflächen. In der Folge entstehen Hitzeinseln, die Luftqualität nimmt ab und die Biodiversität sinkt. Grünflächen haben einen positiven Einfluss auf das Mikroklima, die Luft- und Lebensqualität einer Stadt. Aufgrund von Platzknappheit sind innovative Ansätze zur Begrünung gefragt. Begrünte Fassaden sind eine vielversprechende Möglichkeit, um das städtische Grün zu erhalten. Die vorliegende Arbeit untersucht verschiedene Aspekte der Fassadenbegrünung, darunter technische Grundlagen, die Bedeutung der Fassadenbegrünung in urbanen Umgebungen und die witterungsbedingten Einflüsse auf die Bepflanzung einer Fassade. Solaranlagen konkurrieren zunehmend mit begrünten Dachflächen. Vertikale Grünflächen können diesen Verlust kompensieren. Die Untersuchung zeigt, dass immergrüne und dominante Pflanzenarten positive Eigenschaften in Bezug auf die Ästhetik, die Biodiversität, den Wasserrückhalt, die Luftqualität und das Mikroklima haben. Begrünte Fassaden sind eine Lösung für zahlreiche Herausforderungen in der städtischen Entwicklung und sollen demnach vermehrt in der Planung gefördert werden.
Fragestellung
Die Arbeit beantwortet folgende Fragen: Welche technischen Systeme können für vertikale Gärten genutzt werden und wie unterscheiden sich diese? Kann Fassadenbegrünung in Zürich eingesetzt werden, um den Verlust von Dachbegrünung durch die Installation von Solaranlagen auszugleichen? Wie verhalten sich bestimmte Pflanzenarten über mehrere Vegetationsperioden an einer begrünten Fassade?
Methodik
Zur Beantwortung der Fragen wurden Literaturrecherchen, praktische Arbeiten und eine Feldforschung angewandt. In der Stadt Zürich wurden die Quartiere Fluntern und Langstrasse analysiert, um den Verlust von Dachgrünflächen aufgrund von Solaranlagen zu ermitteln. In Bern wurde der Pflanzenwuchs einer begrünten Fassade über einen Zeitraum von fünf Monaten untersucht.
Ergebnisse
Bei der Begrünung von Fassaden wird zwischen bodengebundenen und wandgebundenen Systemen unterschieden. Begrünte Fassaden halten Regenwasser zurück, reduzieren Lärm, binden Luftschadstoffe und Staub, gleichen Temperatur-Extreme aus, fördern die Biodiversität und verbessern die Lebensqualität. In der Stadt Zürich sind derzeit etwa 2.5% der begrünten Dächer mit Photovoltaik ausgestattet. Die begrünte Fassade in Bern wies im Februar 2022 16.4% Kahlstellen auf und im Juni 2022 sank der prozentuale Anteil auf geringe 2.2%. Im Mai 2022 war 97% der Nordfassade flächig begrünt und die Westseite 83%.
Diskussion
Bodengebundene Systeme sind einfach und günstig umsetzbar, jedoch sind sie weder flächendeckend noch immergrün. Wandgebundene Systeme verfügen über eine aufwändigere Konstruktion mit integrierter Bewässerung, bedecken die Fassade und schützen die Gebäudehülle. Für das Jahr 2030 wird in der Stadt Zürich erwartet, dass Solaranlagen rund 7% der begrünten Dächer überdecken werden. Dies führt zu einem Rückgang der Grünflächen. Begrünte Fassaden können diesen Verlust kompensieren. Die Untersuchung am Objekt in Bern zeigte, dass die Himmelsrichtungen einen massgeblichen Einfluss auf den Wuchs der Pflanzen haben. Wandgebundene Systeme mit integrierter Bewässerung haben den Vorteil, dass klimatische Bedingungen einen geringen Einfluss auf den Pflanzenwuchs haben.
Schlussfolgerungen
Mit der richtigen Auswahl von Pflanzen und entsprechenden Konstruktionen lassen sich begrünte Fassaden auch in unseren Breitengraden betreiben. Fassadenbegrünung kann zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung und zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Insbesondere in hochverdichteten Quartieren haben sie eine positive Wirkung auf das städtische Mikroklima und auf die Luftqualität. Begrünte Fassaden können als Alternative zu begrünten Dachflächen in die städtische Planung aufgenommen werden. Damit begrünte Fassaden häufiger gebaut werden, bedarf es allerdings der Förderung durch die Behörden, ähnlich wie bei der Dachbegrünung.
Würdigung durch den Experten
Prof. Andreas Wenger
In ihrer gestalterischen Arbeit untersucht Lola Ackermann begrünte Fassaden als zukunftsweisende Möglichkeit städtisches Grün zu erhalten, das Mikroklima positiv zu beeinflussen und die Luftqualität im urbanen Umfeld zu verbessern. Nach Untersuchung der technischen Grundlagen durch Literaturrecherche, Praktika und Feldforschungen weitet sie ihre Untersuchung auf zwei Stadtquartiere aus. Anhand der Beispiele kann sie in ihrer hervorragenden Arbeit aufzuzeigen, wie – durch den Einbau von Photovoltaik-Anlagen entfallende – Dächer, durch Fassadenbegrünungen kompensiert werden können.
Prädikat:
sehr gut
Kantonsschule Ausserschwyz, Pfäffikon
Lehrer: Dr. Marc Steinegger