Biologie  |  Umwelt

 

Nicolas Hatt, 2003 | Wetzikon, ZH

 

Die Wasseramsel (Cinclus cinclus) ist eng an Fliessgewässer gebunden und gilt als Indikator für intakte Bäche. Sie kommt regelmässig am Chämptnerbach im Zürcher Oberland vor. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, zu untersuchen, ob sich die Lage allfälliger Bruten durch Gewässerstrukturen, das Vorhandensein geeigneter Nistmöglichkeiten und die Abundanz der Beutetiere erklären lässt. Von März bis Juni 2021 erfolgte die Kartierung des Brutbestandes, der Nester und weiterer potenzieller Nistplätze. Parallel dazu erfasste ich an zwölf regelmässig verteilten Standorten durch Kicksampling das Nahrungsangebot (primär wasserlebende Insektenlarven) und die Bachmorphologie. Es wurden drei Brutreviere gefunden. Sowohl in Bezug auf Nahrungsangebot, Lebensraumqualität als auch auf Verfügbarkeit potenzieller Nistplätze scheinen die Brutreviere für die Wasseramsel tatsächlich attraktiver zu sein als andere Abschnitte. Grundsätzlich dürfte sich jedoch auch der übrige Chämptnerbach als Habitat für die Wasseramsel eignen. Lokal limitierend scheint das völlige Fehlen attraktiver Nistplätze zu sein. Daher brachte ich an geeigneten Stellen Nistkästen an, um den Brutbestand der Wasseramsel am Chämptnerbach langfristig zu erhöhen. Den Erfolg dieser Massnahme werden die nächsten Jahre zeigen.

Fragestellung

Ziel der Untersuchung war herauszufinden, I) wo die Wasseramsel in welcher Zahl im Untersuchungsgebiet brütet, II) ob sich die gefundenen Resultate durch das vorhandene Nahrungsangebot erklären lassen, III) ob sich die gefundenen Resultate durch Lebensraumstrukturen erklären lassen und IV), ob es besonders geeignete Standorte für die Installation von Nistkästen gibt.

Methodik

Jeder Abschnitt des Untersuchungsgebiets wurde währen der gesamten Brutperiode 2021 zehnmal begangen. Alle Beobachtungen von Wasseramseln wurden notiert und die Zahl der besonders geeigneten Niststrukturen entlang des Baches gezählt. An zwölf regelmässig über den Bach verteilten Standorten wurden zur Erfassung des Nahrungsangebots Proben des Makrozoobenthos genommen. Dazu wurde nach standardisiertem Vorgehen grössere Steine angehoben, das darunterliegende Substrat mit dem Stiefel aufgewühlt und mitsamt seinen Bewohnern mit einem Aquarienkescher (20 x 15cm) aufgefangen («Kicksampling»). Der Fang wurde noch vor Ort sortiert und ausgezählt. Für Wasseramseln massgebliche Lebensraumstrukturen wurden erfasst und bewertet. Dazu habe ich ein eigens erarbeitetes Punkteschema verwendet. Vergleichend wurden auch bestehende Ökomorphologie-Daten beigezogen.

Ergebnisse

Es wurden drei Wasseramsel-Reviere von etwa 500 Metern Länge im unteren Chämptnertobel gefunden. Innerhalb der Reviere wurden signifikant mehr Steinfliegenlarven gefangen, bei den anderen Beutetiergruppen zeigten sich keine deutlichen Unterschiede. Die Beurteilung der Bachmorphologie fiel für viele Kriterien in den Revieren besser aus. Zudem zeigte sich ein schwacher Zusammenhang zwischen Bachmorphologie und Vorkommen von Makroinvertebraten. Geeignete Brutmöglichkeiten wurden nur in den bereits besetzten Revieren festgestellt.

Diskussion

Es wurden weniger Wasseramseln gefunden als erwartet, alle Reviere befanden sich im unteren Chämptnertobel. Hier fanden sich grosse Mengen an Steinfliegen und der Bach ist in einem mehrheitlich guten Zustand. Beides träfe auch für das obere Tobel zu, wo Wasseramseln aber fehlten. Hier waren jedoch keine geeignete Nistmöglichkeiten vorhanden. Nistmöglichkeiten scheinen somit für das Vorkommen der Wasseramsel der wichtigste gemessene Faktor zu sein. In den unbesiedelten Abschnitten unterhalb des Tobels fanden sich ebenfalls weniger Nistmöglichkeiten sowie auch weniger Insektenlarven, ausserdem ist der Bach hier stärker baulich beeinträchtigt. Der Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Wasseramseln und der Menge an Makroinvertebraten war weniger deutlich als im Vorfeld erwartet. Theoretisch könnte die gewählte Fangmethode der Makroinvertebraten das effektiv für die Wasseramsel verfügbare Angebot nicht genügend präzise abbilden.

Schlussfolgerungen

Die Wasseramsel brütet im Untersuchungsgebiet an den geeignetsten Bachabschnitten in hohen Dichten, fehlt aber dort, wo es trotz ansonsten guter Bedingungen keine geeigneten Brutmöglichkeiten gibt. Nistkästen an gezielt ausgewählten Standorten sollen nun in den nächsten Jahren eine deutliche Erhöhung des Brutbestandes ermöglichen.

 

 

Würdigung durch den Experten

Nicolas Martinez

Nicolas› Begeisterung für die Natur und deren Erforschung wird in der vorliegenden Fallstudie sehr deutlich. Seine Untersuchungen zum Vorkommen der Wasseramsel am Chämtnerbach sind vielfältig. Dank frühzeitiger Auseinandersetzung mit Fachliteratur werden die Ansprüche der Zielart dabei umfassend berücksichtigt. Die Ergebnisse liefern präzise Erklärungen zu Präsenz und Absenz der Art. In der Folge hat Nicolas Nistkästen dort angebracht, wo deren Mangel laut seinen Ergebnissen der Hauptgrund für das Fehlen der Wasseramsel war. Damit hat er Forschung und Praxis vorbildhaft kombiniert.

Prädikat:

hervorragend

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Kantonsschule Zürcher Oberland, Wetzikon
Lehrer: Rolf Debrunner