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Andrin Lütolf, 2005 | Kerns, OW

 

Wir sind immer mehr online unterwegs, erstellen Accounts, investieren in digitale Vermögenswerte und hinterlassen eine Vielzahl von Spuren im Internet und auf digitalen Datenträgern. Dies wirkt sich auch auf unseren Nachlass aus. Sterben wir, bleiben unsere Daten bestehen. Diese Arbeit untersucht die Entstehung und den Inhalt des digitalen Nachlasses, die massgeblichen rechtlichen Grundlagen und Prinzipien sowie den Umgang der grössten Anbieter von Internetdiensten mit Nutzerkonten von Verstorbenen. Es wird aufgezeigt, wie zukünftige Erblasser ihren digitalen Nachlass planen können und wie Erben am besten mit digitalem Erbe umgehen. Um Betroffene zu sensibilisieren und zu unterstützen, bringt diese Arbeit ein Merkblatt mit wichtigen Empfehlungen zum Umgang mit digitalem Nachlass hervor.

Fragestellung

Was ist digitaler Nachlass, wie kann man als Erbe oder zukünftiger Erblasser damit umgehen und wie kann ich die erarbeitete Theorie auf einem Merkblatt zusammenfassen?

Methodik

Zur Beantwortung der Fragestellung habe ich mir breite theoretische Grundlagen erarbeitet. Für die juristischen Aspekte stütze ich mich auf die Schweizer Gesetze und auf Fachliteratur. Daneben liefern mir Expertengespräche wertvolle Erkenntnisse aus der Praxis und Recherchen im Internet ermöglichen mir, den Umgang verschiedener Anbieter von digitalen Diensten mit dem digitalen Nachlass zu erfassen. In der Dokumentation wird die Theorie ausführlich erläutert und auf dem Merkblatt werden die wichtigsten Punkte für Erben und zukünftige Erblasser zusammengefasst und festgehalten.

Ergebnisse

Das Schweizerische Erbrecht regelt den digitalen Nachlass nicht explizit. Die gesetzlichen Regelungen zum herkömmlichen Nachlass werden aber auf den digitalen Nachlass analog angewendet. Erblasser können und sollten vorsorgen. Sie können mittels Verfügungen von Todes wegen selbst bestimmen, was nach ihrem Tod mit ihren Daten und Accounts geschehen soll. Sie können unter anderem festlegen, welche Teile der Erbmasse wem zukommen und dadurch Klarheit schaffen und Streitigkeiten unter den Erben verhindern. Die notwendigen Benutzerdaten sind festzuhalten, damit die Erben ohne weiteres auf den digitalen Nachlass zugreifen können. Wichtig ist insbesondere der Zugriff auf E-Mail-Accounts des Erblassers, um unbekannte Passwörter zurücksetzen zu können. Erben sind als Rechtsnachfolger des Erblassers gemeinsam berechtigt, auf dessen Daten, Accounts und Kryptowährungen zuzugreifen. Verschiedene grosse Anbieter von digitalen Diensten regeln den Umgang mit Daten von Verstorbenen ungenügend oder verstecken diese in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Das Merkblatt als Produkt der Arbeit erleichtert Erben den Umgang mit digitalem Nachlass und unterstützt zukünftige Erblasser bei der Organisation ihres Nachlasses.

Diskussion

Die Leitfrage kann mit meiner Arbeit ausführlich beantwortet werden. Meines Erachtens ist die Bevölkerung noch nicht ausreichend sensibilisiert. Weiterführend können Problemstellungen, welche in der Praxis häufig auftauchen, oder die Internationalität des digitalen Nachlasses vertieft untersucht werden. Der Inhalt des Merkblattes muss sich aufgrund des beschränkten Umfangs auf die für die Zielgruppe relevantesten Informationen und Hinweise beschränken.

Schlussfolgerungen

Das digitale Zeitalter wirkt sich auch auf das Erben und Vererben aus. Der Nachlass einer verstorbenen Person umfasst zunehmend digitale Daten und digitale Vermögenswerte. Wenn Erben mit digitalem Nachlass konfrontiert werden, besteht meist ein Interesse an einer effizienten und schnellen Abwicklung desselben. Die Erben müssen sich einen Überblick über den Nachlass verschaffen und ihn verwalten, um unter anderem durch die zeitnahe Kündigung von Abonnements unnötige Kosten zu vermeiden. Der beste Weg, den Erben diesen Aufwand zu erleichtern, ist es, wenn zukünftige Erblasser vorsorgen und ihren digitalen Nachlass frühzeitig planen. Vor allem ist es wichtig, Zugangsdaten zu Accounts festzuhalten. Geschieht dies nicht, riskiert der Erblasser, dass sich die Erben mit den oft ausländischen Anbietern auseinandersetzen müssen und allenfalls keinen Zugriff auf Accounts und Daten erhalten. Die Sensibilisierung von potenziellen Erben und zukünftigen Erblassern ist deshalb essentiell. Einheitlichere Regelungen von Anbietern von digitalen Diensten sind wünschenswert. Dies vor allem in Anbetracht dessen, dass in Zukunft immer mehr Daten und Vermögenswerte rein digital gespeichert und damit sowohl der Umfang als auch der Wert des digitalen Nachlasses an Bedeutung gewinnen werden.

 

 

Würdigung durch die Expertin

lic.iur., Rechtsanwältin Susan Diebold Rupp

Das digitale Zeitalter verändert auch das Erben. Andrin Lütolf beleuchtet in seiner Arbeit sorgfältig und umfassend die vielseitigen Aspekte, die es im Zusammenhang mit dem digitalen Nachlass zu beachten gilt. Die rechtlichen Ausführungen zeugen von beachtlichem Verständnis für die Materie. Die Arbeit überzeugt auch durch ihren hohen Praxisbezug. Sie sensibilisiert Erblasser und Erben für die praktischen Fragestellungen und Risiken bezüglich des digitalen Erbes und liefert wertvolle Tipps für die Nachlassplanung und -verwaltung, die in einem übersichtlichen Merkblatt zusammengefasst wurden.

Prädikat:

sehr gut

 

 

 

Kantonsschule Obwalden, Sarnen
Lehrer: Marc Schmid-Mocchi