Gestaltung | Architektur | Künste
Djahan Lamei, 2002 | Basel, BS
Für meine Maturarbeit habe ich einen 4.5-minütigen 3D-Animationsfilm mit Blender kreiert. Dieser Film wird in einer reduzierten Polygon-Ästhetik gehalten und die Spannung wird durch die visuelle Sprache aufrechterhalten. Der Zuschauer entdeckt zusammen mit einem Reisenden verschiedene menschenleere Welten. Diese unterscheiden sich durch ihre Tiere, Pflanzen und Farbpaletten. Der Film hat einen langsamen Rhythmus. Für die Vertonung fand ich eine einfache Lösung mit dem Stück «Bolero» von Ravel, welches der Gehgeschwindigkeit des Reisenden entspricht und der visuellen Erzählung zusätzliche Leichtigkeit und Schwung verleiht.
Fragestellung
Ich wurde für diese Arbeit stark von den Videospielen Abzû und Journey und ihrer Erzählweise inspiriert. Für meinen ersten Animationsfilm wollte ich ein cineastisches Filmerlebnis erschaffen. Ziel war es einen Film zu kreieren, der die Aufmerksamkeit der Zuschauer ohne Dialoge oder komplexe Handlung aufrechterhalten kann. Dieser Film sollte mit dem Programm «Blender» kreiert werden und in einem Low-Poly-Stil gehalten bleiben. Ein Reisender soll die Zuschauer durch verschiedene Welten führen, jedes Mal mit neuen Farben, Tieren und Landschaften. Dank dieser Abwechslung soll die Aufmerksamkeit aufrecht erhalten werden, dies obwohl Dialoge und der Spannungsbogen einer klassischen Geschichte fehlen.
Methodik
Für diese Arbeit habe ich verschiedene Programme verwendet. Das wichtigste war Blender, ein gratis 3D-Animationsprogramm. Die gesamte visuelle Gestaltung des Endproduktes wurde in diesem Programm vorgenommen. Ausserdem habe ich Programme wie Davinci Resolve, ein gratis Videobearbeitungsprogramm, und Krita, ein gratis Zeichnungsprogramm, benutzt. Zuerst habe ich meine Gedanken als Skizzen mit Krita festgehalten. Danach wechselte ich zu Blender, womit ich neue Objekte modellieren, eine Szene aufbauen und alles animieren konnte, u.a. auch die Kameraführung. Am Ende wurden die verschiedenen Szenen in Davinci Resolve zusammengeschnitten. Für die farbliche Gestaltung des Filmes habe ich gezielt nach geeigneten Landschaftsbildern und traditionellen Kleidern im Internet gesucht, wie z.B. bei den Tuaregs oder Inuits. Diese Bildreferenzen halfen mir die Modelle zu stilisieren und trotzdem lebendig wirken zu lassen.
Ergebnisse
Am Ende lag ein 4.5-minütiger Animationsfilm vor, der farblich, rhythmisch und erzählerisch attraktiv ist: Ein Reisender wandert durch drei verschiedene Welten: eine Wasserwelt, eine Eiswelt und eine Wüstenwelt. Jede Welt hat ihre eigene Farbpalette, und der Reisende passt sich an die Umgebung an. Die Zuschauer können sich mit dem Reisenden identifizieren und entdecken mit ihm die Welten.
Diskussion
Für meinen ersten Animationsfilm habe ich viel Zeit verloren, da ich eingangs nicht wusste, worauf ich mich fokussieren sollte. Viele Prozesse, wie die Skizzenanfertigung, mussten angepasst werden. Zuerst wollte ich mit meinen Skizzen das Endprodukt zeichnen, doch dann habe ich gelernt, dass es wichtiger ist, nur das Wesentliche zu erfassen. Dies kann schon mit ein paar Kreisen und Notizen gelingen. Meine Arbeit ist kein klassischer Film, da sie auch von Videospielen inspiriert wurde. In einem Videospiel ist eine fehlende Handlung ein kleineres Problem, weil man sie selber beeinflussen kann. Für meinen Film musste ich die Kameraführung nutzen, damit sich die Zuschauer besser mit dem Reisenden identifizieren und zusammen mit ihm die Welten entdecken können; auch sollte genügend Abwechslung, die Aufmerksamkeit der Zuschauer sichern.
Schlussfolgerungen
Die Produktion des Filmes hat ein Jahr gedauert. Während dieser Zeit hat sich meine Perspektive stark verändert. Mein Interesse an diesem Projekt begann mit den verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten, die Blender bietet. Ich musste jedoch darüber hinaus den Umgang mit filmischen Mitteln lernen und ein Verständnis cineastischer Gestaltungsformen aufbauen. Ich lernte, wie ich durch, die Kameraführung, die Spannung des Zuschauers aufrechterhalten kann, wie ich den Fokus leiten und wie ich eine virtuelle Welt erschaffen kann. Mein Ziel, einen visuell attraktiven Animationsfilm zu kreieren, erreichte ich durch den Einsatz diverser Farbpaletten, durch die Erschaffung verschiedener Welten mit Landschaften und Tieren, mittels einer durchdachten Komposition und Kameraführung.
Würdigung durch den Experten
Jonathan Wüst
Wo viele andere bei ihrem ersten Schritt scheitern, hat Djahan Lamei klug entschieden: Anstatt sich in einem Realismus und in Details zu verlieren, konzentrierte er sich auf die gestalterischen Grundelemente des Films: Licht, Farbe, Bildkomposition und Bewegung. Auch die fundamentale Rolle der Kamera mit all ihren Gestaltungsmöglichkeiten hat er bereits erkannt und gleich umgesetzt. Mit all diesen Zutaten gelangen ihm bezaubernde Filmbilder. Seine Entwicklung und Erkenntnisse auf diesem Weg kann man in seiner schriftlichen Arbeit nachverfolgen, was sie zu einer spannenden Lektüre macht.
Prädikat:
hervorragend
Gymnasium Kirschgarten, Basel
Lehrerin: Laura Jäckle