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Mayhara Balzer, 2004 | Chur, GR

 

In der vorliegenden Arbeit wurde das Kunstwerk „Nighthawks“ des amerikanischen Künstlers Edward Hopper (*22. Juli 1882, † 15. Mai 1967) detailgetreu kopiert. Zu Beginn wird die Kunstbewegung des amerikanischen Realismus kurz geschildert. Anschliessend erfolgt eine Analyse des Malstils und des Bildkonzepts von Edward Hopper. In einem weiteren Teil wird als Einstieg in meine praktische Arbeit eine Untersuchung verschiedener Kunstfälschungstechniken, unter besonderer Berücksichtigung von Wolfgang Beltracchi, präsentiert. Neu wurde ein weiteres Gemälde im Stil von Edward Hopper gemalt, mit dem Ziel, die Grenzen zwischen «Kopie» und «Nachempfindung» zu bestimmen.

Fragestellung

I) Wie ist es möglich, eine authentische und somit detailgenaue Kunstkopie des Gemäldes „Nighthawks“ zu erstellen? ; II) Wie lassen sich die technischen und künstlerischen Erkenntnisse aus dem Prozess des Kopierens im Sinne einer «Nachempfindung» auf ein freigewähltes Motiv übertragen?

Methodik

Zunächst wurden diverse Skizzen angefertigt, um die Malweise der Strukturen, Abstände und Positionen des Bildes «Nighthawks» zu erproben. Aufgrund des komplexen Aufbaus der Personen wurden diese mithilfe von Backpapier abgepaust und anschliessend präzisiert. Um eine detailgetreue Kopie des Gemäldes zu ermöglichen, wurde das Abbild von «Nighthawks» in der Grösse der verwendeten Leinwand ausgedruckt. Auf diese Weise konnte es als Druckvorlage verwendet werden. Geradlinige Strukturen der Druckvorlage wurden mit einem weissen Farbstift hervorgehoben und konnten anhand von Schnittpunkten der Markierungen anschliessend vom Bildrand aus genau abgemessen werden. Solche Abmessungen wurden auf die Leinwand detailgetreu übertragen und ermöglichten so, die Grundstruktur des Kopiervorgangs festzulegen. Für das Kolorieren wurden Acrylfarben verwendet. Auch hier wurde die Druckvorlage zum Farbenmischen gewählt. Zum Schluss wurden gewisse Teile mit Ölfarben versehen, um die Wirkung eines in Ölmalerei ausgeführten Gemäldes zu erhöhen. Das Verfahren bei der Nachempfindung ist dasselbe mit der Ausnahme, dass ein Stadtteil der Altstadt Chur als Motiv verwendet wurde und somit keine originale Vorlage gebraucht wurde. Die Skizze meines Motives anzufertigen, fiel mir nicht allzu schwer, da ich ein Foto des Stadtteils als Vorlage verwenden konnte und somit das identische Abbild auf meine Leinwand übertragen konnte. Demnach lag die Schwierigkeit eher im Kolorieren. Dort hiess es nämlich, die Erfahrungen und Erkenntnisse der Kunstkopie wieder aufzugreifen und umzusetzen. Aufgrund Hoppers markanten Farbpalette, war es eine Herausforderung sie in seinem Stil wiederzugeben. Trotzdem bin ich der Meinung, dass meine „Nachempfindung“ typische Stileigenschaften von ihm aufweist und es nachvollziehbar ist, dass mein Gemälde von seinem Malstil inspiriert wurde.

Ergebnisse

Angesichts der Druckvorlage des originalen Kunstwerks namens «Nighthawks» konnte eine authentische Kunstkopie erstellt werden. Die Objekte der Druckvorlage befinden sich jeweils genau auf derselben Stelle wie auf der Leinwand. Wenn nun aber die Kunstkopie mit dem Original verglichen wird, weist sie kleine Unterschiede auf.

Diskussion

Im Grunde lässt sich die Fragestellung nicht eindeutig beantworten, da die subjektive Sicht in diesem Fall ebenfalls in die Beurteilung miteinfliesst. Die Strategie, die für das Kopieren angewendet wurde, ist für dieses Gemälde angemessen, da sie sich durch die Analyse dessen entwickelt hat.

Schlussfolgerungen

Die Kunstkopie betrachtend, kann ich sagen, dass ich wirklich zufrieden mit dem Endergebnis bin. Die detailgetreue Skizze auf der Leinwand anzufertigen, ist mir meines Erachtens sehr gut gelungen, da ich millimetergenau die Linien und Abstände konstruiert habe. Zurückblickend muss ich mir dennoch eingestehen, dass ich gewisse Dinge heute anders gemacht hätte. So würde ich das Bild nicht nur anhand der gedruckten Version malen, sondern dieses auch mit der Version aus dem Internet vergleichen. Dadurch, dass ich nur den Druck als Vorlage benutzt habe, konnte ich wenige Details nicht eindeutig bestimmen und es wurden gewisse Töne und Schatten beim Drucken verändert. Des Weiteren könnte man für ein genaueres Endprodukt nach Chicago zum Originalwerk reisen. Auf diese Weise könnte man mit einer Farbpalette die nahegelegenste Version des Ganzen erlangen. Diese Arbeit war für mich ebenfalls eine Reise voller Erfahrungen und Erkenntnissen. Sie hat mir geholfen die Bedeutung der Kunst des Kopierens von Kunstwerken als Technik der Aneignung von Techniken und bildnerischen Konzepten zu verstehen.

 

 

Würdigung durch den Experten

Prof. Dr. Nicolaj van der Meulen

Mayhara Balzer hat sich in ihrer Arbeit mit dem Kopieren eines Kunstwerks von Edward Hopper als Möglichkeit der Interpretation und des Verstehens von Kunst befasst. Sowohl die praktische als auch die theoretische Arbeit zeichnen sich durch hohe Sorgfalt und Genauigkeit aus. Anhand zweier Gemälde eruiert Mayhara Balzer auf äusserst gelungene Weise das Verhältnis von «Kopieren» und «Nachempfinden». Die theoretische Arbeit belegt eine hohe Fähigkeit zur Reflexion.

Prädikat:

sehr gut

Sonderpreis «Einen Tag auf dem Campus der Künste Basel» gestiftet von der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW

 

 

 

Bündner Kantonsschule, Chur
Lehrerin: Lydia Wilhelm