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Nicolas Hepting, 2006 | Maladers, GR

 

In meiner Maturaarbeit habe ich die historische Dorfentwicklung meines Heimatdorfes Maladers detailliert untersucht. Ziel der Arbeit war es, die Ausbreitung des Dorfes über die Jahrhunderte hinweg zu rekonstruieren. Um die dafür nötigen Daten zu sammeln, habe ich mehrere Gebäude mithilfe der Dendrochronologie datiert, einer Methode, die auf der Analyse von Jahresringen der Bäume basiert. Diese Datierungen wurden durch Informationen wie Baujahrinschriften an Häusern und Datierungen, die vom archäologischen Dienst Graubünden zur Verfügung gestellt wurden, ergänzt. Um auch die Bauten, welche ein unbekanntes Baujahr haben, für meine Untersuchung nutzbar zu machen, wurden die Häuser in Gruppen anhand von Verzierungen eingeteilt. Die Gruppen wurden dem jeweiligen Jahrhundert zugeordnet und konnten so in meine Untersuchung integriert werden.
Durch die Zusammenführung dieser unterschiedlichen Daten konnte die räumliche Entwicklung von Maladers auf Karten visuell dargestellt werden. Die Auswertung zeigte, dass das Oberdorf der ältere Teil des Dorfes ist. Es konnte zusätzlich eine Hypothese zur Entwicklung des alten Dorfteils, dem Oberdorf, aufgestellt werden. Allerdings ist die Aussagekraft dieser Hypothese aufgrund der begrenzten Daten, welche für die Auswertung zur Verfügung standen, kritisch zu betrachten.

Fragestellung

In dieser Untersuchung soll die räumliche Entwicklung des Dorfes Maladers im Laufe der Zeit analysiert werden. Ziel ist es, mithilfe einer Karte den Verlauf dieser Entwicklung darzustellen, um den ursprünglichen Dorfkern zu identifizieren und die Richtung der Expansion zu bestimmen. Neben der räumlichen Entwicklung des Dorfes sollen auch die typologische Entwicklung der Bauweisen und Verzierungen der Häuser untersucht und miteinander verglichen werden.

Methodik

Um die Häuser zu datieren, wurde die Dendrochronologie genutzt. Diese Methode bestimmt das Alter von Holz anhand der Jahrringe, die durch Klimaeinflüsse variieren. Der Vergleich von Jahrringmustern erlaubt die Bestimmung des Fällzeitpunkts. Dafür werden Holzproben aus alten Gebäuden entnommen, wobei gut erhaltene Jahrringe wichtig sind.
Es gibt zwei Hauptmethoden:
1. Hohlbohrmethode: Ein Hohlbohrer entnimmt eine kleine Holzprobe.
2. Fotografische Methode: Die Jahrringfolge wird fotografiert.
Nach der Entnahme werden die Proben gemessen und mit datierten Referenzproben verglichen. Dies ermöglicht die Bestimmung des Fälljahres. Häuser ohne direkte Datierung wurden anhand von Verzierungen in drei Gruppen eingeteilt, um ihre Bauzeit abzuleiten.
Für jedes Gebäude wurde ein dendrochronologischer Bericht mit Skizzen, Fotos und einer offiziellen Datierungsbestätigung erstellt. Zur Visualisierung wurden Karten erstellt, die Gebäude nach Baujahr und Verzierungsgruppen einteilen.

Ergebnisse

Im Rahmen der Untersuchung konnten insgesamt sieben Häuser erfolgreich dendrochronologisch datiert werden. Zusätzlich wurden mehrere Karten erstellt, die eine detaillierte Analyse der räumlichen Entwicklung des Dorfes ermöglichten. Es zeigte sich, dass der alte Dorfteil im Oberdorf liegt. Ausserdem wurde eine Entwicklung des Dorfes von Westen nach Osten festgestellt. Dies zeigt, wie sich das Dorf im Laufe der Zeit ausgebreitet hat. Einzige Ausnahme ist die Kirche, die im zentralen Bereich des Oberdorfs liegt und daher der vermuteten west-ost-Entwicklung widerspricht.

Diskussion

Die west-ost-Entwicklung des alten Dorfteils ist unsicher. Begrenzte Daten erschweren die Analyse, und viele ältere Häuser wurden erneuert oder abgerissen. Der Wiederaufbau nach dem Dorfbrand von 1622 machte eine präzise Rekonstruktion schwierig. Zudem gab es vermutlich wenig Bevölkerungszuwachs, sodass nur wenige Neubauten entstanden.

Schlussfolgerungen

Obwohl die west-ost-Entwicklung nicht eindeutig bestätigt wurde, bietet sie eine plausible Erklärung der Dorfgeschichte. Weitere Analysen könnten die Entwicklung präziser rekonstruieren und offene Fragen klären, insbesondere zur Siedlungsstruktur und den Auswirkungen des Dorfbrands von 1622.

 

 

Würdigung durch den Experten

Dr. Benno Furrer

Alpine Blockbauten sind eher selten inschriftlich datiert, bzw. verfügen über ein zu spärliches Dekor, um sie zeitlich exakt einordnen zu können. Mit Hilfe der Dendrochronologie ermöglicht Nicolas Hepting, fachlich unterstützt durch den archäologischen Dienst des Kantons Graubünden, Aussagen zur baulichen Entwicklung des «Walserdorfes» Maladers (GR). Dabei hat es Nicolas Hepting verstanden, bei der Probenentnahme die Baustrukturen richtig zu «lesen». Die vollständig publizierten Messdaten erlauben es, die Ergebnisse nachzuvollziehen und bilden die Basis für weitere Untersuchungen.

Prädikat:

sehr gut

 

 

 

Bündner Kantonsschule, Chur
Lehrer: Michael Graf