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Annika Hofer, 2003 | Basel, BS

 

Geschichte, so scheint es, wird von Männern gemacht. Frauennamen finden wir in den Geschichtsbüchern hingegen eher wenige. Diese Arbeit setzt sich mit Frauen auseinander, die in Basel lebten, sich der ihnen von der Gesellschaft auferlegten Rolle, widersetzten und sich für ihre Rechte engagierten. Von der hartnäckigen Walpurga, die sich gegen die Aufhebung ihres Klosters auflehnte bis hin zur scharf denkenden Juristin Iris von Roten.
Basierend auf historischen Recherchen entstanden sechs Frauenportraits in gedruckter Form. Zudem war es ein Ziel der Arbeit, einen Weg zu finden, diese Geschichten mit einem Publikum teilen zu können. So entstand in einem ersten Schritt – pandemiebedingt – ein Stadtrundgang durch Basel, den das Publikum anhand von virtuellen Videostationen selbstständig erleben kann. In einem weiteren Schritt wurden daraus Audiostationen, die nochmals eine neue Möglichkeit bieten, den Rundgang durch Basel ohne Leitung durchzuführen.

Fragestellung

Im Zentrum meiner Arbeit stand einerseits die Suche nach interessanten Frauenbiografien aus verschiedenen Zeiten und andererseits die Aufbereitung und Vermittlung der recherchierten Inhalte für ein Publikum. Dabei waren die folgenden Fragestellungen von Bedeutung: (I) Welche Frauen sind für die Gleichstellung der Geschlechter in Basel von Bedeutung? (II) Wofür standen diese Frauen ein und welche Grenzen durchbrachen sie mit ihrem Handeln? Wie wurden sie von ihrem Umfeld angesehen? (III) Wie lassen sich historische Fakten spannend erzählen? (IV) Eignet sich ein Stadtrundgang als Vermittlungsform? Was gilt es dabei zu beachten? (V) Wie kann ein Stadtrundgang so aufbereitet werden, dass dieser auch unabhängig von einer Führerin begangen werden kann?

Methodik

Beim Erarbeiten der Frauenportraits war das Recherchieren anhand von Büchern, Zeitungsartikeln und auch Internetbeiträgen zentral. Für die Ausarbeitung des Stadtrundgangs führte ich zwei Interviews mit einem aktiven und einem ehemaligen Mitglied des Vereins Frauenstadtrundgang Basel. Anschliessend erfolgte eine intensive Umsetzungsphase, welche das Schreiben der Stationentexte sowie das Aufnehmen und Schneiden von Video- und Audioaufnahmen, die Teil des Stadtrundgangs sind, beinhaltete.

Ergebnisse

Die Aufarbeitung der sechs detaillierten Frauenportraits und eine Zusammenfassung der von mir geführten Interviews und meiner daraus gewonnenen Erkenntnisse bilden den theoretischen Teil der Arbeit. Als Produkt entstand weiter ein Stadtrundgang. Da dieser coronabedingt nicht live geführt werden konnte, wurde er so aufbereitet, dass er anhand eines Flyers und kurzer Videostationen vollkommen selbstständig begangen werden kann. Im Rahmen der Überarbeitung während des Nationalen Wettbewerb wurde mit der Umsetzung des Rundgangs anhand von Hörstationen experimentiert. Gestaltet wurde, zusätzlich zum bereits existierenden Videorundgang, ein Audiorundgang.

Diskussion

Die Fragen, auf denen meine Arbeit aufbaut, konnten im Zuge dieser Arbeit beantwortet werden. Ausgesucht wurden sechs aussergewöhnliche Frauen aus verschiedenen Jahrhunderten, die sich gegen das Patriarchat auflehnten und sich für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzten. Anhand ihrer Geschichten erhält man einen Einblick, wie der Kampf um die Gleichberechtigung zu verschiedenen Zeiten in Basel ausgesehen hat. Bei der Rückmeldung aus dem Publikum hat sich herausgestellt, dass die Filme sich ausgesprochen gut für sogenannte Sofareisen eignen: also sehr gut von zu Hause aus begangen werden können. Bei einem Spaziergang durch die Stadt jedoch lenkt das Alltagsgeschehen das Publikum ab, und das Betrachten eines fünfminütigen Films erwies sich teilweise als schwierig. Bei einem Audiorundgang hingegen ist es für die/den Spaziergänger*in einfacher in die Geschichte einzutauchen und gleichzeitig die Verbindung zum Ort herzustellen. Für den Audiorundgang mussten die einzelnen Stationen aber gekürzt werden, damit der Fokus mehr auf dem Narrativ liegt. Dies bedeutete leider gleichzeitig auch, dass im Rundgang selber auf viele spannende Nebengeschichten verzichtet werden musste.

Schlussfolgerungen

Durch die Arbeit und den damit entstanden Stadtrundgang lernt man sechs Frauen kennen, die eine neue Sicht auf die Stadt Basel erlauben. Durch ihre Geschichten wird einem bewusst, dass der Einsatz für Frauenrechte nicht eine Erscheinung der letzten 50 Jahre ist, sondern dass Frauen schon seit langem und auf verschiedene Art und Weise um ihre Daseinsberechtigung kämpfen.

 

 

Würdigung durch die Expertin

Isabel Koellreuter

Frauen sind in der Stadtgeschichte wenig präsent und diesem Umstand wollte die Autorin entgegenwirken. Sie hat eine Auswahl von sechs interessanten Akteurinnen aus verschiedenen Zeiten getroffen und gehaltvolle Porträts geschrieben. Besonders kreativ und mutig ist die Arbeit vor allem, weil die Autorin nicht beim schriftlichen Bericht geblieben ist, sondern beharrlich nach neuen Wegen der Geschichtsvermittlung gesucht hat: zunächst in Form von Kurzfilmen mit dokumentarischen und fiktionalen Sequenzen, danach mit der Gestaltung eines Audiorundgangs.

Prädikat:

sehr gut

Sonderpreis «Einen Tag auf dem Campus der Künste Basel» gestiftet von der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW

 

 

 

Gymnasium Leonhard, Basel
Lehrerin: Jelena Stefanovic