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Jessica Berger, 2005 | Staufen, AG
Tabea Furrer, 2005 | Möriken, AG
Hanna Siegel, 2006 | Lenzburg, AG

 

Bei fast allen grossen Namen der Musikgeschichte handelt es sich um männliche Persönlichkeiten. Erst im 20. Jahrhundert begannen Musikwissenschaftlerinnen und Musikwissenschaftler, sich auch intensiver mit Komponistinnen zu befassen. Dennoch sind viele Komponistinnen und Musikerinnen bis heute nur wenig bekannt und deren Leben und Wirken erst ansatzweise erforscht und dokumentiert. Auch Fanny Hünerwadel (1826–1854), eine Sängerin, Pianistin und Komponistin aus Lenzburg, zählt zu diesen weitgehend unbeachteten Persönlichkeiten der Musikszene. Der im Rahmen dieser Arbeit entstandene kurze Dokumentarfilm gewährt dem Publikum Einblicke in Fannys Familie, ihr Leben, ihre Karriere und auch ihre Werke. Der Film wird durch kurze nachgestellte Szenen besonders anschaulich und lässt die junge Frau Fanny Hünerwadel lebendig wirken.

Fragestellung

Wie produzieren wir einen Dokumentarfilm, der Fanny Hünerwadel als Person angemessen portraitiert, ihr Wirken trotz eher dürftiger Quellenlage anschaulich in Szene setzt und Ausschnitte ihrer musikalischen Werke beinhaltet?

Methodik

Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht Fanny Hünerwadel. Mittels gründlicher Literaturrecherche sammelten wir Informationen, welche die Basis für den Dokumentarfilm bildeten. Da im Internet kaum Einträge über Fanny zu finden sind, kamen wir mit einigen Leuten persönlich in Kontakt, die uns mit alten gedruckten Quellen, Niederschriften und Konzertprogrammen aushelfen konnten. So gelangten wir auch an die Noten der wenigen überlieferten Werke Fanny Hünerwadels. Nach dem Aussortieren der gefundenen Informationen erstellten wir ein Drehbuch und begannen anschliessend mit den Dreharbeiten. Das Voiceover wurde eingesprochen und anschliessend wurde der Film geschnitten und weiter bearbeitet.
Nach der Fertigstellung des Filmes fand eine öffentliche Vernissage statt. Dieser Anlass wurde mit live gespielten Werken von Fanny Hünerwadel musikalisch umrahmt.

Ergebnisse

Das finale Produkt dieser Arbeit ist ein zwölfminütiger Dokumentarfilm, der auf YouTube veröffentlicht ist. Um den kohärenten Handlungsstrang verständlich und abwechslungsreich zu schildern, nutzten wir verschiedene Elemente: Experteninterviews portraitieren die historische Persönlichkeit, neben den im Voiceover erläuterten Informationen, aus einer persönlichen Perspektive und treiben die Handlung dramaturgisch voran, animierte Karten und Stammbäume erleichtern visuell das Verständnis eines Sachverhaltes. Die Zitate aus Briefen von Fanny Hünerwadel und kurze Schauspielszenen geben dem Zuschauer das Gefühl, Fanny ein Stück näher zu kommen. Als Soundtrack werden ausschliesslich Werke von Fanny Hünerwadel verwendet.

Diskussion

Mit dem Film «à Fanny H.» kreierten wir ein Produkt, das einer bisher unbekannten Persönlichkeit eine Plattform bietet und ihr dadurch mehr Achtung und Aufmerksamkeit verschafft. Die detaillierte Recherche, in der wir Fakten über Fanny herausfanden, und die Szenen in Fannys Geburtsstadt Lenzburg ermöglichen dem Publikum ein intimes Zuschauererlebnis mit einer greifbaren Nähe zu der Protagonistin. Um ihrem Leben noch mehr Tiefe zu verleihen, begaben wir uns auf die Suche nach Archivmaterial. Jedoch wurden wir nur sehr begrenzt fündig, wir hätten gerne noch mehr Eindrücke von Lenzburg und weiteren Reisedestinationen Fanny Hünerwadels aus ihrer Zeit eingebaut. Doch taten wir das in unserem Rahmen Bestmögliche und produzierten einen sowohl inhaltlich als auch ästhetisch und musikalisch vollkommenen Film, der bei den Zuschauern auf grossen Anklang stösst.

Schlussfolgerungen

Als wir ganz zu Beginn des ganzen Arbeitsprozesses erstmals auf Fanny Hünerwadel aufmerksam wurden, packte uns eine grosse Neugier für diese faszinierende Frau, die – wie wir auch – in der Region Lenzburg aufwuchs. Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch völlig ahnungslos, auf wie viel Interesse unser Filmprojekt stossen würde. Nach der Filmvernissage erhielten wir erstmals ein Feedback von Aussenstehenden, das überaus positiv ausfiel. Es freute uns, dass die Leute spürten und wertschätzten, wie viel Geduld und Herzblut wir in diesen Film hineinsteckten. Da die Vernissage mit Kurzkonzert unter anderem von der Stadt Lenzburg finanziell unterstützt wurde, verkündeten sie, dass sie den Film gerne zu verschiedenen Anlässen zeigen würden. Auch in der Schweizer Musikzeitung («à Fanny H.» – Annäherung an Fanny Hünerwadel, 17.11.2024) erhielt unsere Maturaarbeit einen Beitrag. Wir sind stolz, dass wir durch unseren Film unsere Begeisterung für Fanny Hünerwadel nun mit vielen Leuten teilen dürfen.

 

 

Würdigung durch die Expertin

Julia Furer

Mit ihrem Dokumentarfilm „à Fanny H.“ haben Jessica Berger, Hanna Siegel und Tabea Furrer das Leben und Werk der bislang weitgehend unbeachteten Musikerin Fanny Hünerwadel in den Mittelpunkt gerückt. Durch gründliche Recherche und eine kunstvoll gestaltete Verbindung historischer Fakten mit künstlerischen Elementen wie Interviews und Musikstücken gelingt es den Filmemacherinnen, sowohl die biografischen als auch die historischen Dimensionen von Hünerwadels Beitrag zur Musikgeschichte zu veranschaulichen und ihre Anerkennung nachhaltig zu fördern.

Prädikat:

gut

 

 

 

Alte Kantonsschule Aarau
Lehrer: Michael Schraner